Eine für alles – Alles von einer: Die Teepflanze

Als Tee werden umgangssprachlich fast alle Getränke bezeichnet, die durch einen wässrigen Aufguss getrockneter Pflanzenteile hergestellt werden. Echter Tee stammt jedoch ausschließlich aus den Blättern, Blattknospen und zarten Stielen des Teestrauches Camellia sinensis. Das Wort Camellia ehrt die botanischen Verdienste des tschechischen Jesuiten Georg Kamel (1661-1706) und sinensis ist die lateinische Übersetzung für „aus China“.

Die Teepflanze wächst als immergrüner Strauch oder kleiner Baum und wird selten über 10 Meter hoch. Sie gedeiht am besten in einem subtropischen Klima mit feuchten, heißen Sommern und relativ trockenen, kühlen Wintern. Durch Rückschnitt kann sie hüfthoch und buschartig gehalten werden. Sie hat dunkle, gezahnte, lederartige Blätter und blüht von Oktober bis Februar weiß bis rosa.
Für die Teeproduktion werden in der Regel nur zwei Varietäten und deren Kreuzungen eingesetzt: Camellia sinensis var. sinensis und Camellia sinensis var. assamica. Diese Artenbildung beruht auf einer Eiszeit vor rund 22.000 Jahren. Über 500 Kultivare mit unterschiedlichen Geschmacksausprägungen und Inhaltsstoffen werden in der Teeproduktion eingesetzt. Blattgröße, Koffeinanteil, Wachstumsgeschwindigkeit, Widerstand gegen Pilze und Insekten sind Gründe für die Zucht auf spezielle Merkmale. Oft sind Teepflanzen in einer Region speziell für die dortige Witterung gezüchtet. Sie leiden unter den starken klimatischen Veränderungen und häufig sinkt der Ernteertrag.
In der Teepflanze wird unter Einwirkung des Sonnenlichts, die in der Wurzel gebildete und in die Blätter aufsteigende Aminosäure L-Theanin, in Polyphenole umgewandelt. Tausende wissenschaftliche Studien legen verschiedene vielschichtige positive Wirkungen von Polyphenolen auf den menschlichen Körper nahe: Sie sollen den Stoffwechsel anregen und so eine erhöhte Fettverbrennung verursachen; das Risiko für Herz-Kreislauf Erkrankungen, Bluthochdruck und Diabetes senken; das Immunsystem stärken und Zahnbeläge hemmen. Das Zusammenspiel von L-Theanin, Polyphonen und Koffein führt zu mehr Serotonin und Dopamin im Gehirn, was uns zufriedener, ruhiger und dennoch leistungsstärker werden lässt. Alles wird weiterhin erforscht. Unabhängig von allen Studien gilt: Wer Tee trinkt, ob heiß oder kalt spart sich die Kalorien eines Softdrinks oder eines Fruchtsaftes.

Wasser und Tee

Oder: Von harten und weichen Wässerchen: Die Bedeutung von Wasser für eine gute Tasse Tee

Neben dem Teeblatt und dem Trinkgefäß spielt die Qualität und Temperatur des Wassers die wichtigste Rolle beim Geschmack. Schließlich besteht die getrunkene Tasse zu mehr als 99 Prozent aus Wasser. Während vor gut 1000 Jahren in China dutzende verschiedene Wasserqualitäten aus der Natur passenden Tees zugeordnet werden konnten, verhindert die weltweite Umweltzerstörung nun ein vergleichbares Vorgehen. Der chinesische Gelehrte Lu Yu katalogisierte im 8. Jahrhundert die Wasserqualität von vielen Gletschern, Flüssen und Brunnen. Er notierte an welcher Stelle eines Flusses das beste Wasser für bestimmte Tees abzuschöpfen sei. Ferner gab er Teetrinkern den Tipp schlechtes Wasser mit Salz anzureichern und so den Geschmack zu harmonisieren. Damals wie heute ist frisches Wasser, das reich an Sauerstoff ist, wichtig für das Aroma des Tees.
Man unterscheidet heute meist zwischen harten und weichen Trinkwasser. Während in der alten Tee-Metropole London das Wasser sehr hart und kaum zum Teegenuss geeignet ist, haben Ostfriesen eher weiches Wasser. Hart bedeutet, dass die Mineralien Kalzium und Magnesium in großen Mengen vorhanden sind. Ferner ist hartes Wasser eher alkalisch und weiches Wasser eher sauer. Das beste Teewasser soll einen pH Wert von sechs bis acht haben. Neben Geschmack haben Mineralien auch Auswirkung auf die Inhaltsstoffe: Ein hoher Gehalt von Kalzium verringert die Extraktion von Koffein und gesunden Polyphenolen. Eisenarmes Wasser erhöht bei nicht-oxidierten Tees erheblich den Gehalt an Polyphenolen im Vergleich zu eisenhaltigen Wasser. Über dies führt hartes Wasser zu einer öligen Schicht oben auf der Tasse. Dies entsteht wenn das Kalziumkarbonat eine Oxidation der organischen Bestandteile verursacht. Durch Aktivkohlefilter oder Citrat-Papier erzeugen Teetrinker aus hartem Trinkwasser weiches Teewasser. Ostfriesen, die auch im Urlaub ihren Tee mit ihrem Wasser genießen wollen, nehmen traditionell ein paar Flaschen abgefülltes Leitungswasser mit.
Noch Anfang der 1960er Jahre mangelte es in einigen Teilen Ostfrieslands an brauchbarem Trinkwasser. Durch Oberflächenbrunnen oder Zisternen fingen Ostfriesen jahrhundertelang vergleichbar gutes Regenwasser auf. Ende des Sommers waren diese Wasserstellen aber einer erhöhten Bakterien- und Algenbildung ausgesetzt. Man kochte das Wasser ab und versuchte es mit Alkohol zu desinfizieren. In diesen Zeiten waren noch Bier und Branntwein die Lieblingsgetränke.
Bünting wurde in der Straße zwischen den Brunnen (heute: Brunnenstraße) gegründet. Heute, im Zentrum der Altstadt, lag das Stammhaus 1806 eher am Stadtrand, hatte aber einen Brunnen in unmittelbarer Nähe. So wurden, mangels Alternativen, bis in die Nachkriegszeit auch bei Bünting Tees mit dem vorhandenen Brunnenwasser getrunken.

Was machte Tee mit Ostfriesland?

Oder: Welche Auswirkungen und Folgen hatte die Ankunft des Tees in Ostfriesland für die Ostfriesen?

Tee löste in Ostfriesland im 17. und 18. Jahrhundert Bier als Lieblingsgetränk ab. Neben Hamburger Leichtbier wurde auch viel Bier selbst gebraut oder Schnaps gebrannt. Bis in die zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts fand man in jeder Straße eine Brauer- oder Brennerei. Sie waren am Ort die am stärksten vertretende Berufsgruppe  – lässt man Tagelöhner außen vor. Nur weil Tee beliebter war als Bier, hieß dies nicht dass wir Ostfriesen dem Alkohol abgeschwört hätten. 1530 schrieb Henricus Ubbus, dass das Hamburger Leichtbier „mit seiner süßen Schwere die Sinne umnebelte“.
Dies wäre aber der Wunsch vieler Geistlicher gewesen. Nicht nur waren wir Ostfriesen die Nachbarn der Westfriesen (Holland), wir haben auch viele Niederländer nach dem 30-jährigen Krieg als Glaubensflüchtlinge bei uns aufgenommen. Die reformierte Kirche war hier eng mit den Holländern verbunden. Viele Pastoren wurden in Utrecht ausgebildet und die Gottesdienste waren wie der Handel oft in Niederländisch. Da die VOC die wichtigste Firma in den Niederlanden war, erst um den Krieg gegen Spanien – dann die Entwässerung des Landes zu finanzieren, hatten auch die Geistlichen ein Interesse daran, ihre Heimat zu stärken. Immer wieder wurde gesagt, dass Tee ein gottgefälliges Getränk war und der Branntweinteufel bekämpft werden müsse. Pietismus war bei uns weit verbreitet und damit auch die Bereitschaft weniger Alkohol zu konsumieren. Vorteil für die Pastoren war, dass bei langen Gottesdiensten keine Alkoholleiche mehr einschlief, sondern auch noch beim letzten Lied alle wach und munter mitsingen konnten – solange ausreichend Koffein des Tees die Gemeinde dopte.
Wir Ostfriesen erkannten aber auch immer mehr, dass Tee uns gut tat. Besonders im Winter freute man sich auf die warme Tasse. Das nötige abkochen des Wassers reduzierte die Verbreitung von Bakterien/Krankheiten und mit Milch/Sahne und Zucker nahm man Nährstoffe und Energie auf. Ferner konnte Tee ein Hungergefühl unterdrücken, was besonders die am Existenzminimum vegetierenden Moorbewohner erfreute. Ein anderer Vorteil des reduzierten Bierkonsums war es, dass die Sterberate von Kleinstkindern und Müttern bei der Geburt weiter sank. Babys wurden nicht mehr zu Alkoholikern im Mutterleib und hatten öfter die Chance Erwachsene zu werden.

Ferner sorgte der dauerhafte Zustand der Betrunkenheit immer wieder für soziale Konflikte. Oftmals zogen betrunkene adelige Häuptlinge mit ihrem Gewalthaufen durch das Nachbardorf um eine Fehde vom Zaun zu brechen oder zu begraben.
Neben holländischen Pastoren waren bei uns auch Mediziner aus dem Nachbarland aktiv. Nicht wenige sollen Tee als ein Allheilmittel propagiert haben – frei nach dem Motto „Wer 100 Tassen am Tag trinkt der wird auch 100 Jahre alt“. Auch wenn man im 19. Jahrhundert anfing die Inhaltsstoffe von Tee zu analysieren, weiß man bis heute nicht genau was den Tee in welcher Dosis für uns Menschen gesund wirken lässt. Klar ist, dass man durch das Koffein leistungsstärker wurde und viele Krankheiten weniger schlimm oder häufig auftraten als es vor dem Teekonsum der Fall war.
Neben den genannten Punkten die auf die Ablösung des Biers durch Tee anspielten, gibt es auch einen kulturellen Aspekt. Als Ostfriesland im 19. Jahrhundert teilweise zum Königreich Hannover gehörte von 1815-1866 waren wir bis 1837 mehr oder weniger auch englisch beeinflusst. Nicht erst seit dem Beginn des Viktorianischen Zeitalters hatte die englische Kultur Einfluss auf Ostfriesland. Enge Handelsbeziehungen hatten schon länger für einen regen Austausch gesorgt.  Nicht nur die Teesorte, auch die Art den Tee zu trinken schauten wir uns etwas ab und erschufen unseren Afternoon Tea: den 3 Ührtje. Durch das Auferlegen von Regeln und die Befolgung hiervon war es den unteren Schichten recht günstig möglich eine Genuss- und Kulturform zu entwickeln.
Der Ostfriesen-Tee ist so stark, da er ein klassischer Besuchstee war. Je stärker der Tee war, desto mehr Teeblätter wurden verwendet, desto mehr Geld hatte man in diese Tasse für den Gast investiert. Somit ist der Ostfriesentee heute nur so stark, weil man mit einem starken Assam (ab ca. 1870) mit weniger Teeblättern dieselbe kräftige Tassenfarbe erreichen konnte als mit den bis dato bekannten chinesischen Schwarztee. Somit ist unser heutiger Ostfriesentee nicht nur ein – sondern das Ergebnis – des Geltungsbedürfnisses der unteren sozialen Schichten an der Wende zum 20. Jahrhundert.
Im Zuge dieses Geltungsbedürfnisses ist auch der Wunsch entstanden eine eigene rituelle Kultur zu entwickeln. Durch die Regeln beim Teetrinken war man ein kultivierter Mensch. Man hielt sich ja an Regeln und trank es nicht einfach wie es einem wilden Menschen beliebte. Dies korrelierte mit dem Bedürfnis – nach der Niederlage im Ersten Weltkrieg  – eine Antwort auf die Frage zu finden „Wer sind wir“. Nämlich nicht das geschlagene Volk, sondern eine ostfriesische Nation kultivierter Teetrinker.
Nach der Niederlage im Ersten Weltkrieg und der Suche nach einer heimatlichen Identität fand sich in Ostfriesland das früher und zeitgenössisch Tee gerne getrunken wurde. Es schien ein gemeinsamer Nenner einer ostfriesischen Kultur zu sein. Somit wurde eigentlich erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts die Teetied zu einem Kulturerbe verklärt. Die Heimatfreunde kamen aus der oberen Mittelschicht und hatten kaum eine Vorstellung davon wie die Armen Tee trinken. Aber da man sehr erfolgreich darin war die „traditionelle Teezeit“ zu propagieren, orientierten sich alle an diesem ahistorischen Bild.
Da Tee und Kaffee oft aus chinesischem Porzellan getrunken wurden, veränderten sich auch die Formen und Erzeugnisse der regionalen Töpfer, Silberschmiede oder Zinngießer. Auf der anderen Seite orientierten sich chinesische Produzenten an dem was sie meinten wir Europäer als typisch asiatisch ansehen.

Warum und wo heißt Tee eigentlich seit wann Tee?

Diese Frage beschäftigt die ethnologisch forschenden Linguisten schon seit hunderten von Jahren und sie kommen der Antwort immer näher. Hier ein Überblick zum bisherigen Wissensstand:
Zuvor muss jedoch angemerkt werden, dass viele Sprachen nur verbal und nicht schriftlich existierten. Hier liegen auch die Ursprünge der in China gesprochenen Sprachen. Weil Sprachen sich stetig weiterentwickeln und schon immer von anderen beeinflusst wurden, ist es bei einem Wort wie Tee, selten möglich einen direkten Weg zum heutigen Erscheinungsbild aufzuzeigen. Bis zum Wort „Tee“ ist es als eine kurvenreiche linguistische Reise. Es soll hier konkret um die veränderten sinesischen Bezeichnungen für Tee gehen, da sich auf dem heutigen chinesischen Staatsgebiet der botanische Ursprung der Teepflanze befindet. In der Sprache, die wir vereinfacht „chinesisch“ nennen, gibt es seit über 2000 Jahren eine Schriftkultur und in dieser Zeit haben sich rund 100.000 Schriftzeichen angesammelt – die anders vokalisiert auch ihre Bedeutung ändern. Nur wurde dies nirgends festgehalten.
In der botanischen Heimat der camellia sinensis gibt es neben den uns bekannten Wörtern „cha“ und „te“ auch ältere Bezeichnungen für Tee. Beides hat aber einen gemeinsamen Ursprung: Vermutlich war es das mittel-sinesische Wort „dr“. Wobei in südlicheren Regionen das –r wegfiel und das –d wie ein –t ausgesprochen wurde – woraus sich „te“ entwickelte. In nördlichen Regionen wurde aus „dr“ ein „dz“ was zu „dza“ und dann zu „cha“ transformierte.  Als Sprachgrenze diente hier der Fluss Yangtse.
Nur, wo kommt das Wort „dr“ her? Phonetische Hypothesen haben hier verschiedene Lösungswege aufgezeigt, die aber noch nicht abschließend geklärt werden konnten. Es ist leider bisher nicht möglich herauszufinden, wie ein Mensch vor hunderten von Jahren einen Laut ausgesprochen hat. Somit wenden wir uns nun der Analyse der Schriftzeichen zu.
Man hat acht Schriftzeichen gefunden die mit Tee in Verbindung stehen. Heute würden man diese Zeichen als „bitter“, „Pflanze“ und „mit Dornen“ übersetzen. Mit dem Wort „tu“ meinten die Ethnien, die in der botanischen Heimat der Teepflanze wohnten, nicht immer die gleiche Pflanze. Es gab „Gras“, „Binsenwolle- oder Pflanze“, „Bitterkraut“ und halt auch „bitteres Gemüse“ als grobe Übersetzungen. Erst um das Jahr 59 v. Chr. wurde „tu“ öfter als Bezeichnung für die Teepflanze verwendet in Anlehnung an das „bittere Gemüse“.
Vergleicht man die Zeichen „tu“ und „cha“ fällt einem auf, das „cha“ nur ein einzelner senkrechter Strich fehlt. Vermutlich verlor das „tu“ um das Jahr 800 seinen Strich und wurde zu „cha“. Da „tu“ ja in etwa „bitteres Gemüse“ heißt, aber mittlerweile das Getränk nicht mehr bitter war, aufgrund des verbesserten Anbaus und der Verarbeitung, musste eine neue Bezeichnung gefunden werden – die aber dennoch leicht mit dem alten Wort zu identifizieren war.
Die Silbe „tu /cha“ wurde nun als „Blätter für ein wohlriechendes Aufgussgetränk“ übersetzt. Man geht heute davon aus, dass es die hochgebildeten Teeliebhaber einfach störte, dass sie noch immer ihr Lieblingsgetränk mit „bitteres Gemüse“ bezeichnen mussten. Sie, als die Bildungselite die auch alle schriftlichen Arbeiten erledigte, hat wohl selbst dafür gesorgt, dass ihr Lieblingsgetränk einen wortwörtlich besseren Ruf erhielt. Heute würden man sagen – ein neuer Markenname. Sie haben Tee – ganz morden formuliert – „rebranded“ – so wie aus „Raider“ dann „Twix“ wurde oder aus dem Zigarettenhersteller Phillip Morris die Lifestyle Firma Altria.
Neben der Bezeichnung von „tu/cha“ fürs Teetrinken, hat sich über die Jahrhunderte (Jahr 0 – 800) in verschiedenen Lehrbüchern für Landwirtschaft auch immer wieder die Verwendung des Schriftzeichens verändert. Interessanterweise war auch den jeweiligen Zeitgenossen nicht immer klar, was der Autor nun mit „tu“ meinte. Stark lokal begrenzte Übersetzungen der Texte verwendeten dann wiederum andere Wörter wie Baum/Pflanze/Gras/Gemüse. Das zeigt aber auch, dass bevor Lu Yu im Jahr 800 sein Buch über Tee verfasste, es noch nicht in allen chinesischen Regionen bekannt war – dieses Trinken von einem Aufguss aus Blättern einem nun als Teepflanze bekanntem Gewächs.
Nun, wo wir wissen wie sich „tu“ und „cha“ aus dem mittel-sinesischen „dr“ entwickelt haben, gehen wir noch der Frage nach, woher eigentlich die Sinesen das Wort haben. Denn dort wo Sinesen siedelten, gab es keine Teepflanze. Dort wohnten zuerst noch Ethnien der austro-asiatischen und tibeto-birmanischen Sprachgruppen.
Die Mon-Khmer sind eine Untergruppe der Austro-Asia Sprecher. In ihrem Lebensraum war Tee für Religion, Kultur, Sozialverhalten und Medizin enorm wichtig – wichtiger als bei allen anderen Menschen. Vermutlich hat sich aus einem ihrer Wörter für Tee das sinesische „dr“ gebildet. Ein grünes Blatt nannten die Mon-Khmer übrigens „la“ und noch heute heißt grüner Tee in China „lu cha“.
Da Chinesen und damit Menschen die eine sinesische Sprache sprechen die Pflanze als Erste agrarwirtschaftlich nutzen und als Handelsware exportierten, ist es nur gerecht, dass sie heute als camellia sinensis (Kamelie aus China) bezeichnet wird – auch wenn non-sinesier sie zuerst verzehrten.
Die Schriftzeichen „tu/cha“ sind also absichtlich zum Verwechseln ähnlich gewesen, nur die Aussprache hatte sich mit dem Yangtse als Grenze stark verändert. Europäer haben dann diese Phonetik oft akustisch falsch verstanden und als Grundlage für ihre Bezeichnungen für Tee genommen.
Grundsätzlich kann man sagen, dass Westeuropäer heute eine Abwandlung des Kantonese „te“, das in den südchinesischen Häfen im 17. Jahrhundert gesprochen wurde benutzen. In Osteuropa findet man häufig eine Abwandlung des spätlateinischen „Herba thee“. In den nord-asiatischen Gebieten redet man eher von „cha“, das heute noch immer im Mandarin in Gebrauch ist. Die jeweilige Bezeichnung für das Getränk oder seine Blätter reiste also mit dem Produkt mit und wurde dann in der lokalen Sprache heimisch.
In Korea und Vietnam benutzt man sowohl „ta/tra“ oder „chat“ für Tee. Ursache hierfür ist, dass sie einfach mit beiden (Kantonese/Mandarin) sprechenden Regionen handelten. „Ta“ hat sich dann zur Zeit der holländischen Kolonialherrschaft durchgesetzt, weil die Niederländer „te“ verwendeten. Da man sich heute von der Fremdherrschaft abgrenzen will, erlebt die Bezeichnung „chat“ eine Wiederkehr.
Am Ende des 20. Jh. hat sich das Wort „chai“ für Tee stark verbreitet. Es kommt aus dem Hindi-Urdu „cay“ und wurde von den Briten falsch aufgenommen und in ihren indischen Gebieten verwendet. Vor einigen Jahren bezeichnete „masala chai“ wortwörtlich einen gewürzten Tee. Heute meint man in der Regel mit „chai“ genau dies und lässt das Wort „masala“ einfach weg. In anderen – besonders afrikanischen Sprachen – wird „chai“ einfach als Bezeichnung für schwarzen Tee verwendet.
Das „cha“ und „chai“ verwandt sind, fällt jedem Betrachter auf – aber woher das „i“ kommt – ist auch heute noch nicht abschließend geklärt. Im Mandarin sind „chaye“ einfach die Teeblätter. Da „cha“ und „chai“ aber eine Silbe haben und „chaye“ zwei Silben hat, ist eine Verwandtschaft unwahrscheinlich. Ferner endeten Wörter früher in China gerne auf einem –p, somit „chayep“. Andere Forscher meinen, dass „chai“ von „zhai“ kommt, was so viel wie vegetarisches Getränk heißt. Da sowohl im tibetanischen als auch im mongolischen, die starke sinesische Einflüsse haben, diese Beziehung nicht vorhanden ist, ist der „zhai“  Ansatz sehr unwahrscheinlich.
Schaut man sich das Verbreitungsgebiet von „chai“ in der Neuzeit an, fällt einem auf, das es nur in Zentraleurasia existent war.  Da die lingua franca des Mongolenreiches – das ganz Eurasien zur Zeit unseres Mittelalters beherrschte – das Persische war, könnte man auf die Idee kommen, dass „chai“ persisch ist. In einem persischen Wörterbuch aus dem 10. Jh. gibt es sowohl „cha“ als auch „chay“. Vermutlich war in einem verbreiteten gesprochenen Dialekt ein –i Laut existent. Allgemein enden nämlich keine alt-persischen Nomen auf –i. „Cha“ kannten die Perser natürlich durch ihren Karawanenhandel mit China.
Abschließend lässt sich sagen, dass nicht nur alle Teesorten (weiß/gelb/grün/dunkel/schwarz und Oolong) sondern auch alle Wörter für Tee einen Ursprung haben: Die Teepflanze.

Tee und die USA

In Nord-Amerika war Tee beliebt, da Holländer und Briten zu den ersten Kolonialherren gehörten. In Niuw Amsterdam (NY) gab es sogar schon eher Tee als in England. Neben den klassischen dunklen Tees, waren hier aber auch chinesische Grüntees beliebt. Nachdem sich die verfeindeten Engländer und Franzosen in Nord-Amerika immer näher gekommen waren, brach 1754 der „Französisch und Indianer Krieg“ aus. Briten gewannen ihn und waren der Ansicht, dass die Kolonisten das bezahlen sollten. Sie setzten verschiedene Steuern ein, von denen die Teesteuer großes Aufsehen erregte. De facto wurde aber schon vor der Steuer der meiste Tee gen Amerika geschmuggelt. Man verband teilweise „Tee“ mit „England“ und damit war Tee zum Feind geworden. Ende der 1760er/Anfang der 1770er hatte man sich oberflächlich gesehen wieder beruhigt. Aber die Idee zur Loslösung vom Mutterland verbreitete sich weiter.
1772 hatte die EIC hohe Schulden und wurde aufgrund der Teesteuer in England ihren Tee nicht los. Sie hatte rund 300 Tonnen auf Lager. Das englische Parlament erlaubte es nun der EIC erstmals ihren Tee in Amerika zu verkaufen und so machten sich die Schiffe auf den Weg über den Atlantik. Dort war die Ankunft dieser Schiffe ein Symbol für die dauerhafte (Steuer)-Abhängigkeit vom Mutterland. Viel wichtiger war aber für die politisch einflussreichen – da vermögenden – amerikanischen Teehändler und Schmuggler, dass sie kein Geld verdienen würden, wenn nun die EIC den Kontinent mit dem zwar besteuertem aber dennoch Billig-Tee flutet.
Am 16. Dezember 1773 sollten die Zollbeamten die drei Teeschiffe im Hafen von Boston prüfen. Aber sie wurden an ihrer Arbeit gehindert und ein Mob zerstörte rund 45 t Tee. Daraufhin sperrten die Engländer den Hafen von Boston, woraufhin ein Kontinental-Kongress den Import von britischen Waren verbot. Nun wollten englische Soldaten die Häfen wieder öffnen für ihre Waren, aber die Kolonisten stellten sich ihnen (mit französischer Hilfe) entgegen. Der Unabhängigkeitskrieg dauerte bis 1783.  Aber nach der Unabhängigkeit gewann Tee wieder an Beliebtheit zurück. Einer der größten Finanziers des Unabhängigkeit-Krieges war der Teehändler Robert Morris. Er schickte 1784 das erste US-Schiff nach Kanton zum Handel. Pelze und Ginseng wurden verkauft – Tee eingekauft. Ginseng haben die Indianer übrigens durch die Asiaten kennengelernt mit denen sie vor rund 15.000 Jahren die Barentssee überquert hatten. 1785 kamen zwei Schiffe mit rund 400 t Tee in NY an. 1789 gab es dann auch von der US-Regierung eine Teesteuer. Besonders im Süden erfreuten sich gekühlte Tee-Mixgetränke großer Beliebtheit. Ab 1854 mischten die japanischen Grüntees den US-Tee Markt auf und sind immer noch beliebt.
Das erste Eis-Teerezept war 1879 im Kochbuch „Housekeeping in Old Virginia“ zu lesen. Zutaten waren Grüntee, Eis, Zucker und Limone. Weltbekannt wurde diese Art des Teetrinkens 1904 durch die Weltausstellung in St. Louis. Es war dort so heiß, dass jeglicher heiße Teegenuss undenkbar war und alle Teehändler ihren Tee eisgekühlt servierten.
Die USA sind heute der drittgrößte Importeur von Tee (140.000 Tonnen) aus Asien und das einzige „westliche“ Land, dass Tee importiert und selbst herstellt – auf der Charleston Tea Plantation in South Carolina. Rund 45 Prozent des Teeverbrauchs heute in den USA sind die „Ready 2 Drink“ Angebote. Mittlerweile sind bei den heißen Tees besonders Mix-Chais modern. Insgesamt hat die Teeindustrie in den USA einen Umsatz von rund 12 Mrd. Dollar 2017 gemacht und jeder zweite Amerikaner gab an, mehrmals in der Woche Tee zu trinken. Rund 86 Prozent der Tees sind „Schwarze“ die dann zu Hause auch kalt serviert werden.
Die klimatischen Veränderungen sorgen dafür dass in den USA immer mehr Bundesstaaten für den Camellia sinensis Anbau geeignet sind. Da in den traditionellen Produktionsländer immer mehr Probleme auftauchen: Steigerung der Löhne, Wegfall vom Heer der Billigarbeiter, Wetterkatastrophen, Bodenerosion und Logistikkosten wird es vielleicht in wenigen Jahren schon wirtschaftlich sein, dass die USA selbst Tee anbauen – und das nicht nur auf wenigen kleinen Farmen. Die hohen Arbeitskosten in USA könnten durch modernste Pflückmaschinen wie die japanischen Roboter ausgeglichen werden.

Robert Fortune: Notizen zum Teedieb

Robert Fortune (geb. 1812 in Schottland – gest. 1880 in London) war ein Botaniker und Pflanzenjäger. Er hatte keinen akademischen Abschluss, konnte jedoch durch sein Talent und seine harte Arbeit einige wichtige englische Botaniker von sich überzeugen. Er wurde 1842 von der königlich-botanischen Gesellschaft Britanniens auserwählt als erster Europäer in China Pflanzen zu erkunden, katalogisieren, erforschen und alles, aus dem man vielleicht Profit schlagen könnte, aus China zu schmuggeln.
Bis zum ersten Opiumkrieg (1839-1842) waren Europäer nur im Hafen Kanton zugelassen. Nach dem Krieg und dem Vertrag von Nanjing (29.08.1842) musste China nicht nur den Briten das Monopol im Opiumhandel zugestehen, sondern auch weitere Häfen (Xiamen, Fuzhou, Ningbo und Shanghai) für den Handel öffnen. Ins Hinterland durfte aber noch immer kein „Weißer“. Somit war es für Fortune durchaus gefährlich sich illegal im Landesinneren zu bewegen. Immer wieder hatte er Probleme mit Piraten, Landräubern oder Mobs von aufgebrachten Chinesen als sie entdeckten, dass sich ein weißer unter ihnen befand. Er war – bis auf eine Fieberkrankheit – aber nie wirklich in Lebensgefahr. Drei Jahre war er im süd-östlichen China unterwegs und sammelte hunderte von Pflanzenproben. Fortune wurde so zu dem einzigen britischen und damit auch europäischen Experten für chinesische Pflanzen.

Zurück in England konnte er nun sich und seiner kleinen Familie ein Leben „der gehobenen“ Mittelklasse finanzieren und arbeitete in einem botanischen Garten vor den Toren Londons. Er schrieb ein Buch über seine drei Jahre in China und veröffentlichte viele kleine Schriften zur chinesischen Flora. Im England des 19. Jahrhunderts waren zwei Dinge von großer Faszination: Pflanzen und Asien – und er war für beides der einzige Experte. Er hatte viele soziale Treffen und konnte sich in einer Gesellschaftsschicht, als beliebter Gast bewegen, die er sonst nie hätte erleben können. Eigentlich hätte er nun zufrieden sein können: Er leitete einen kleinen aber angesehen botanischen Garten bei London, der Welthauptstadt des 19. Jahrhunderts, er war in einem eigenen Haus mit Frau und Kind gut untergebracht, er hatte sogar eine Dienstmagd und war in der, von reichen adeligen Akademikern dominierten, Welt der Botanik zu dem Chinafachmann aufgestiegen. Doch er war nicht nach China gegangen weil er musste – sondern weil er wollte. Und der Abenteurer in ihm langweilte sich. Nach einigen Jahren hatte er seinen Bestand an exotisch-chinesischen Pflanzen verkauft und eigentlich auch mit jedem gesprochen und zum Dinner gegessen der sich für seine Abenteuer in China und sein Wissen über chinesische Flora interessierte. Somit war es für ihn ein großer Glücksfall, als ihn 1847 die EIC ansprach, ob er nicht für sie in China Teepflanzen und das Rezept zur Teeherstellung beschaffen könne. Sie boten ihm 500 % vom aktuellen Gehalt und das Recht an jeder Pflanze, die er neben der Teepflanze noch so finden würde. Somit konnte der Pflanzenjäger Fortune gar nicht anders als ja sagen.
Fortune lebte in einer Zeit in der die Industrialisierung England veränderte. Er konnte mit einem Zug fahren und mit Gaslichtern sein Haus beleuchten. Je mehr Menschen in die Städte (zu den Fabriken) zogen, desto mehr verloren sie ihren Bezug zur Natur. Botanische Gärten waren also nicht nur für die Forschung an den Pflanzen da, sie waren auch das einzige Stück Natur in manchen Städten. Fortune leitete einen botanischen Garten und hatte u.a. die Aufgabe herauszufinden mit welchen Pflanzen man welches Produkt verkaufen konnte. Ferner sollte gezeigt werden, welche Vielfalt an Pflanzen das globale Königreich England besaß. Als Linné anfing die Pflanzenwelt zu systematisieren, war auf einmal der Wunsch da, alles überall zu klassifizieren und damit die Welt zu verstehen. Jeder Forscher musste in die weite Welt aufbrechen und entdecken. So war auch Fortune in gewisser Weise in England unbefriedigt und hoffte auf eine erneute Reise nach Asien. Diese sollte nun 1848 erfolgen.
Bisher hatte die EIC es nicht geschafft in Indien Tee in einem Ausmaße und einer Qualität zu produzieren, die dem chinesischen Tee gleichwertig gewesen wäre. Man hatte durch den Opiumhandel China destabilisiert und es mit dem Opiumkrieg weiter an den Rand des Abgrunds gebracht. Die EIC hatte somit zwei Ängste: Würden die Chinesen selbst Opium produzieren und wären dann nicht mehr auf die bengalische Droge der Briten angewiesen? Dann müsste man den Tee wieder mit Silber bezahlen und würde keine Gewinne mehr erwirtschaften. Und: würde China in Zukunft noch ein zuverlässiger Handelspartner sein? Nun wo Rebellengruppen das Land (durch Opium[kriege] geschwächt) immer weiter verunsicherten. Es war also für die EIC und fast für das britische Empire von existentieller Wichtigkeit die Geheimnisse des Tees zu lüften. Fortune – als DER Experte für chinesische Pflanzen – sollte nun die Grundlagen für die britische Teeproduktion in Indien aus China beschaffen. Dies waren Teepflanzen, Teesamen, Teebauern und eine Herstellungsanleitung.  Tee war in China heilig und vor Ausländern streng behütet. Tee war für China die wirtschaftlich wichtigste Pflanze. Es ging Fortune also darum das bestgehütetste Agrar-Wirtschaftsgeheimnis des Kaiserreiches zu stehlen.
Bevor Robert Fortune den Auftrag zur Industriespionage bekam (seine zweite Reise) hatte man in Darjeeling riesige Landflächen den Einheimischen abgenommen. Rund 45.000 ha standen als Kultivierungsfläche zur Verfügung. Pro Jahr wollte man etwa 10 Millionen Pfund Profit erwirtschaften. Jetzt brauchte man Tausende chinesische Pflanzen. Fortune musste diese beschaffen. Hierbei war noch gar nicht die Rede von den 300.000 ha Dschungel die einige Jahre später in Assam für Teeplantage gerodet wurden und den Assamesen genommen wurden.
Er reiste über die Hafenstadt Shanghai ein – nach dem ersten Opiumkrieg nun auch für den Westen geöffnet – und engagierte zwei Helfer die aus der Region Anhui stammten. Dort war angeblich einer der besten chinesischen Tees zu finden. Die zwei waren seine Dolmetscher, Bodyguards, Tourguides, Teeexperten uvm. Ohne sie hätte er kaum einen Fuß außerhalb Shanghais setzen können – aber so drang er tiefer ins Hinterland ein als jemals ein Brite zuvor. Er verkleidete sich, frisierte seine Haare nach chinesischer Mode und wurde wann immer er mit Offiziellen zusammentraf vorher geschminkt. Alles damit er nicht als Brite auffiel. Kein Nicht-Chinese durfte das Landesinnere betreten. Bei Entdeckung hätte ihm der Tod gedroht. Überdies wäre er ein leichtes Ziel für Entführer, Piraten und Banditen gewesen, die Lösegeld hätten erpressen können. Er sprach wenig und sehr gebrochen Mandarin und wurde von seinen Helfern als Pflanzenenthusiast und Händler aus dem Norden vorgestellt. Da Fortune noch dachte, dass grüner und schwarzer Tee von 2 Pflanzen mit unterschiedlichen Umweltbedingungen stammen, plante er Reisen in verschiedene Regionen. Seine Aufgabe war es aus den besten Regionen Pflanzen und Samen so nach Indien zu transportieren, dass dort sofort hochwertiger Tee hergestellt werden konnte.
Fortune entdeckte bei seinem ersten Besuch in einer Teefabrik, dass grüner und schwarzer Tee aus den Blättern ein und derselben Pflanze hergestellt werden. Er beobachtete als erster Europäer den gesamten Herstellungsprozess. Dies war revolutionär und entscheidend für die spätere indische Teeindustrie. Aber er sah in China auch wie Tee, der für Europa bestimmt war, mit „Preußisch Blau“ – einem gesundheitsgefährdendem Zyanid und Gips bearbeitet wurde. Dies taten sie nicht um uns zu vergiften, sondern damit die grünen Blätter auch noch auf dem europäischen Verkaufstisch grün waren. Dies wurde von den Briten später benutzt um China-Tee als „Drachengift“ zu verleugnen: Mit Fortunes Berichten – die 1851 in London präsentiert wurden – legte man den Beweis vor, dass China Europa vergiften will. Der Absatz von China-Tee brach ein und der indische (britische) Tee setzte sich durch. Den Chinesen fehlte jedes Verständnis dafür, dass wir Europäer den Tee mit diesen Giftstoffen haben wollten (damit er grün aussieht) und dies verstärkte das Bild des europäischen Barbaren natürlich vor Ort. Neben Chinesen waren es aber vor allem Engländer selbst, die Teelieferung färbten und mit verschiedensten Stoffen mischten, damit der grüne Tee so aussah wie wir Europäer dachten, dass er aussehen müsste.
Das was Fortune in Anhui an Pflanzen und Samen mitnahm wurde von der Firma Dent & Co. in Shanghai eingelagert und nach Indien versendet. Der Seniorchef der Firma war ein begeisterter Gärtner und half Fortune gerne beim Export von chinesischen Pflanzen. Die Firma verdiente ihr Geld im Opiumhandel – der dann Dank der logistischen Leistung der Firma beim Versand der Teepflanzen einbrach. Als man kein indisches Opium mehr gegen China-Tee tauschen musste, weil man nun selbst in Indien Tee herstellte, ging die Firma Bankrott. Hätten sie Fortune nicht geholfen, hätten sie noch viele Jahre weiter Geld an der Opiumdroge verdienen können. Überdies leistete der chinesische Gärtner der Firma ihm unbezahlbare Dienste bei der Verpackung der Pflanzen für den Transport. Auch hier ist es wieder eine Person und ein Zufall der half die Weltgeschichte massiv zu verändern.
Fortune plante seine Pflanzen und Samen nach Kalkutta zu senden. Der dortige botanische Garten war gut 100 ha groß und der Chefbotaniker – Falconer (Prof. für Botanik) – war seit über 10 Jahren damit beschäftigt indischen Tee genießbarer herzustellen. Da die wilden Pflanzen besonders aus der Region Assam noch keine großen Mengen an „leckerem“ Tee lieferten, war er auf Fortunes China-Tee angewiesen. Nun erhielt er aus China sehr gute Pflanzen und entwickelte hunderte Kreuzungen die später in Darjeeling und Assam blühen sollten. Der Vorgänger von Falconer hatte die gesamten 1820er und 30er Jahre damit verbracht zu behaupten, dass es keinen indischen Tee gäbe. So wurde nie systematisch nach indischen Teepflanzen gesucht. Zu diesem Zeitpunkt hatte die EIC auch noch das Handelsmonopol mit China und es war nicht nötig Tee in Indien anzubauen.
Fortune sendete 1849 dann auch wirklich die große Anzahl von 13.000 Stecklinge und rund 10.000 Samen nach Kalkutta. Da das Schiff erstmal nach Ceylon fuhr und dann erst nach Kalkutta dauerte die Reise zwei Monate. Mehr als 90 % der Ladung waren tot. In Kalkutta tat es Falconer in der Seele weh, dass die Pflanzen gen Himalaya geschickt werden mussten, um dort im botanischen Garten von Jameson getestet zu werden. Jameson war ein schlechter Botaniker und er baute die Pflanzen falsch an (wie Reis). Nur 1 % überlebte unter ihm. Also war Fortune erneut gefragt und musste wieder in China auf Raubzug gehen.
Aus der Region Fujian bemühte sich Fortune im Sommer 1849 dann Pflanzen zu erhalten die den angeblich besten schwarzen Tee lieferten. In den Wu-Yi Bergen wurde der beste Bo-He (roter Tee) der Welt hergestellt. In England nannte man in Bohea. Seine Geheimnisse zu lüften, dass war eines der wichtigsten Ziele für Fortune. Er entdeckte, dass Tee sehr arbeitsintensiv war und im Vergleich zur gepflückten Kilomenge nur wenig Teeaufguss ergab (5:1).
Aus den Wu-Yi Bergen kam und kommt auch der Da Hong Pao Tee. Übersetzt heißt es Rote Robe und bezieht sich darauf, dass um das Jahr 1000 ein chinesischer Kaiser durch Tee aus dieser Region von seinem Fieber geheilt wurde. Er schenkte dem Mönch eine rote Robe, damit der Teestrauch gut überwintern kann. Tee von diesem Feld kostete ein Vermögen. Mit den Stecklingen klonte man über hunderte von Jahren die ursprüngliche Pflanze und Fortune konnte recht simpel diesen himmlischen Tee trinken und seine Pflanzen mitnehmen. Heute kosten 100g um die 15 €. Fortune war hier in einem Kloster untergebracht und als er den Mönchen das Da Hong Pao Rezept stahl, war dies der einzige Moment in den Jahren seiner Raubzüge, in dem er Scham zeigte. Die Spiritualität und die Gastfreundschaft der Mönche war selbst für einen zeittypsichen eurozentristischen Rassisten wie Fortune entwaffnend.
Während Fortune von Wu-Yi mit seiner Beute in Richtung Shanghai reiste, erlebte er auch immer wieder die Ausmaße der Opiumsucht. Um 1850 exportierten die Briten Opium im Wert von knapp 1 Mrd. Euro (heute gerechnet) nach China. Heute geht man davon aus, dass fast 70 Prozent von Armee und Landbevölkerung süchtig nach Opium waren.

Opium wurde von den Holländern als Handelsgut nach China eingeführt. Man tauschte es in geringen Mengen in Batavia gegen Tee. Opium war erst eine teure Droge der Oberschicht und sickerte langsam in untere Bevölkerungsschichten. Es war besonders wegen seiner schmerzstillenden und allgemein beruhigenden Wirkung bei der hart-arbeitenden Bevölkerung beliebt. Es führte jedoch dazu, dass das gesamte Volk in Lethargie verfiel und damit auch das Kaiserreich in sich zerfiel. Wie nur etwas später der kranke Mann am Bosporus (Osmanisches Reich) von den Europäern auseinander genommen wurde, demontierte man China und nahm sich an Wissen, Menschen und Regionen was einem beliebte. Das opiumsüchtige Volk der Han war nicht mehr in der Lage das Jahrtausende alte Reich zu verteidigen.
Nachdem Fortunes Pflanzen aus dem Grün-Tee Bereich Anhui durch Versagen der in Indien Beteiligten zu 99 % zerstört worden waren, experimentierte er in Shanghai weiter mit dem Wardschen Gefäß (Wardian Case) und es gelang ihm verschiedene chinesische Pflanzen(samen) nach Indien zu exportieren. Da nun alle Beteiligten wussten wie sie mit der Ware umzugehen hatten, sandte er dann seine Wu-Yi Pflanzen nach Indien und die große Mehrheit kam in den botanischen Gärten des Himalayas an. Nun konnte dort aus Tausenden Wu-Yi Samen Klone dieser exzellenten Pflanzen gezüchtet werden. Ein Grund warum Darjeeling-Tee noch heute so beliebt ist und als „Champagner unter den Tees“ bezeichnet wird, ist somit seine Da-Hong-Pao Basis.
Durch Fortunes Erfolge und Transportmethoden war es auf einmal möglich ganze Pflanzenarten über Kontinente hinweg zu verpflanzen und sie an ganz neuen Orten zu bewundern oder auszubeuten. Aber Fortune nahm nicht nur Pflanzen aus China mit nach Indien – auch Menschen. Viele Söhne von Teebauern wurden mit diversen Versprechen über Mittelsmänner angeworben. Offiziell durfte kein Chinese sein Land verlassen. Er war Besitz des Kaisers. Aber durch Korruption und den Staatszerfall nach dem ersten Opiumkrieg war es möglich Tausende Chinesen für Minen- und Eisenbahnbau in die USA zu bringen und Fortune konnte Hunderte Teebauern nach Indien bringen. Dies erledigte für Fortune wieder die Firma Dent & Beale (in Kanton/Shanghai/Hong Kong eine der „ältesten“ europäischen Firmen). Der Menschenraub über Shanghai für das britische Empire nahm extreme Ausmaße an – da man den Wegfall der afrikanischen Sklaven ausgleichen musste. Der Begriff „shangheid“ etablierte sich weltweit wenn man nicht das Wort „Menschenraub“ in den Mund nehmen wollte. Die Arbeiter waren für mind. drei Jahre unter Vertrag und erhielten einen überdurchschnittlichen Arbeiterlohn. Da sie aber hohe Strafen zahlen mussten, wenn sie gegen ihren Vertag verstießen (wozu schon Krankheit) zählte, waren sie de facto Zwangsarbeiter.
Im Himalayagebiet – besonders in Darjeeling – wartete man auf die guten chinesischen Pflanzen und Arbeiter. Jeder Teegarten bekam einen Chinesen. Am Ende seiner zweiten Chinareise traf sich Fortune für eine Woche mit Archibald Campbell, (Gründer des Darjeeling Tee) und dem für das Himalayagebiet zuständige Botaniker Jameson (der die erste Ladung Tee von Fortune zerstörte) und um ihr jeweiliges Wissen über Tee zusammenzutragen und damit die Wissensgrundlage für den Anbau in Darjeeling und Umgebung zu erschaffen.

Fortunes Erfolg war eine Katastrophe für China. Obwohl Tee fast nur gegen Opium getauscht wurde, kaufte nun erst recht keiner mehr chinesischen Tee. England übernahm mit seinem Darjeeling und Assam Tees die gesamte westliche Teewelt. Durch Fortune wurde das tausend Jahre alte Teemonopol der Chinesen gebrochen. (Japan wird nicht gerechnet, da sie Ende des 19. Jh. nicht exportierten). Nach seiner Rückkehr 1851 und der erfolgreichen Ansiedlung der Teepflanze in Indien reiste Fortune noch zwei Mal nach China und einmal auch nach Japan. Über 120 Pflanzen wurden nach ihm benannt.

Vereinigten Ostindischen Handelskompanie (VOC)


Die Niederlande waren in der Frühen Neuzeit zum großen Teil ein Moorgebiet und damit ohne gute Voraussetzungen im 17. Jahrhundert zur weltweit führenden Handelsmacht aufzusteigen. Neben der Fischerei verdienten einige Personen mit dem Handel von Gewürzen ihr Geld. Man kaufte in Lissabon die Gewürze ein und verteilte sie in Europa. Mit den East Indies (gesamter Süd/Ostasiatischer Raum) durften damals nur Portugiesen handeln. Sie betrachten alle asiatischen Meere seit 1494 als ihr vom Papst und damit Gott verbrieftes Eigentum. Im Laufe des Konflikts zwischen Holland und Portugal beauftragte die VOC den Gelehrten Grotius 1609 damit eine Gegenposition zu verfassen. Sein „Mare Liberum“ erklärte die See als von Gott geschaffen und für alle Völker frei – die Grundlage für das freie Seehandelsrecht im 19. Jh.
Als Portugal 1580 von Spanien in Besitz genommen worden war, verbaten sie den Niederländern, mit denen Spanien sich im Kriegszustand befand, den Gewürzhandel. Spanien hatte durch eine geschickte Heiratspolitik seiner Habsburger Könige und den Gewinnen aus dem Sklavenhandel immer weitere Ländereien (wie Portugal und die südlichen Niederlande) unter seine Kontrolle gebracht. Aufgrund dieses Verbotes waren Holländer gezwungen nun selbst die Reise in den Indischen Ozean anzutreten. Die Gewürze waren so wertvoll und wichtig für die Selbstdarstellung der Oberschicht, dass es das finanzielle Risiko wert war ans andere Ende der Welt zu segeln.
Es war dazu pures Glück, dass sich in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts eine Flut von Heringen in die Nordsee ergoss und die Fischer viel Geld verdienten. Das nun verfügbare Kapital ermöglichte es selbst große Schiffe zu bauen und diese nach Asien zu senden. Rund 10 Prozent der Schiffe und etwa 30 Prozent der Besatzung kamen jedoch nie wieder zu Hause an. Dazu gab es keine Organisation oder umfassendes Wissen wo man was wie am besten kaufen konnte.
1602 wurde dann die Vereinigte Ostindische Handelskompanie gegründet und das bisher gesammelte Wissen zentralisiert für die Planung des Kolonialhandels verwendet. Da die VOC für die Holländer derzeit die einzige Hoffnung auf wirtschaftlichen Erfolg war, durfte sie eine eigene Armee unterhalten, eigene Gebiete besetzen, eigene Gesetze erlassen und Sklaven halten. Sie waren Kaufmannskrieger, die skrupellos Handelsrouten eroberten und Monopole anstrebten. Dabei wechselten sie zwischen Geschäft und Gewalt, wie es ihnen gerade passend erschien. In wenigen Jahren eroberten VOC-Kapitäne Dutzende portugiesische Segler und befestigte Handelsposten. Ihre wendigen Boote waren den bauchigen, hochwandigen Frachtschiffen der Portugiesen weit überlegen. Portugal war zu dem Zeitpunkt ja von Spanien besetzt. Man schadete also dem Feind Spanien dadurch, dass man ihn am verwundbaren globalen portugiesischen Handelsnetz schwächte. Die VOC war von Beginn an dazu da auf der einen Seite Krieg gegen Feinde wie Spanien zu führen und auf der anderen Seite durch Handel Profite zur Finanzierung dieses Krieges zu erwirtschaften. Ein Motto lautete: Es gibt keinen Handel ohne Krieg und keinen Krieg ohne Handel. Um all dies zu initiieren war aber erstmal ein Startkapital nötig.
Dies wurde das erste Mal in der Menschheitsgeschichte über eine Aktiengesellschaft organisiert. Jeder wohlhabende Holländer kaufte Anteile an der VOC und sie akkumulierte so ein Startkapital von umgerechnet 150 Millionen Dollar. Man bedenke, dass die Hälfte der heutigen Niederlanden damals noch immer von Spanien besetzt war und man seit Jahrzehnten einen Scharmützel-Krieg gegen die Besatzer führte. Da die 1,5 Millionen Holländer zuvor schon gemeinsam Geld für die Entwässerung und Landgewinnung ihres Staates investiert hatten, kannte sie dieses Prinzip der Anteilsscheine. Während andere europäische Handelskompanien, oftmals nur eine Handvoll Kaufleute, ein Schiff oder eine Reise finanzierten, konnte die VOC langfristig planen und jeder der tausenden Investoren hatte kaum einen finanziellen Nachteil wenn ein Schiff sank – es waren ja noch hunderte andere Schiffe auf dem Meer unterwegs. Überdies entstanden schnell Versicherungen, die das Risiko noch weiter minderten.
Übrigens konnte man nur so schnell hunderte Schiffe bauen, weil man Säge-Windmühlen besaß. Zuvor waren Windmühlen nötig um die Pumpen für die Entwässerung des Landes anzutreiben, nun wurden sie zu Sägewerken. Holz konnte so 30x schneller verarbeitet werden als es bei der europäischen Konkurrenz der Fall war.
Als Spanien von 1585-1604 mit England Krieg führte, nutzen es die Niederländer um in Indonesien Batavien zugründen und die spanischen Besatzer mithilfe englischer Truppen aus Süd-Holland zu vertreiben. In Batavien schlachtete man die lokale Bevölkerung ab und baute auf deren Land Gewürzfarmen, die nun von Sklaven bewirtschaftet wurden. Auf den Molukken wuchs das wichtigste Produkt: die Muskatnuss. Ein Gramm Muskat war mehr wert als ein Gramm Gold. Um sich im Gewürzhandel das Monopol zu sichern führte man Krieg zur See und an Land gegen Spanien/Portugal und England. Leidtragende waren immer die lokalen ethnischen Gruppen. Besonders hart traf es die Bewohner der „Gewürzinseln“. So ließ Jan Coen, einer der einflussreichsten niederländischen Generalgouverneure der East-Indies rund 15.000 Menschen auf den Inseln der Bandasee ermorden, als diese mit den Engländern handeln wollten. Noch heute gilt Jan Coen in Indonesien als die Personifizierung des Bösen. Da den Kompanien der weltweit geführte Krieg mit den Jahren zu teuer wurde, einigte man sich darauf, dass Engländer sich nach Indien zurückzogen und das holländische Gewürzmonopol anerkannten. Im Gegenzug wechselten die holländischen amerikanischen Besitzungen wie Neu Amsterdam (New York) ins englische Kolonialreich.
Aber die Holländer handelten nicht nur zwischen den East-Indies und Europa. Viel umfangreicher und heute fast vergessen war der interne Indik-Handel. Schon seit hunderten Jahren handelten die Bewohner des Indischen Ozeans miteinander. Von Ostafrika bis nach Westjapan wurden Waren, Ideologien, Technik und Religion ausgetauscht. Da per Schiff weitaus mehr und schwere Güter transportiert werden konnte als per Landhandel, war der Ozeanhandel weitaus umfangreicher als es das System „Seidenstraße“ jemals war.  Das Eintreffen der Portugiesen um 1500, die zugleich mit dem Schwert missionierten, zerrüttete dieses System. Die Niederländer wollten zuerst nur in diesem Handel ein neutraler Partner sein. Aber die systemimmanente Gier sorgte dafür, dass man alle asiatischen Konkurrenten vernichtete und ein Handelsmonopol errichtete. Niederländer transportierten also durch den gesamten Indik Waren und erzielten als Monopolist hohe Gewinne. Dieses Geld investierte man in die kolonialen Eroberungszüge. Damit waren die Güter, die man nach Europa sendete, nur ein kleiner Teil des gesamten Handelsvolumens der VOC. In die Heimat wurden die beliebtesten Gewürze, die schönsten Stoffe, der beste Tee und das filigranste Porzellan gesendet. Da dies schon durch den asiatischen Handel bezahlt war, war das Geld was man in Europa dafür verlangte meist zu 100 Prozent Reingewinn. Ein Grund warum sich der East-Indies Handel schon in weit vor unserer Zeitrechnung etablieren konnte waren die Monsunwinde. Sie machten die Reise durch den Indischen Ozean bis auf eine Woche genau berechenbar und damit für Händler risikoarm.

Niederländer durften überdies als einzige Europäer mit Japan handeln, da man den Japaner geholfen hatte die christliche Aufstandsbewegung mit Kanonenkraft auszumerzen. Die VOC besaß also im East-Indies Handel und dem Austausch mit Europa das Monopol. Gewinne von gut 1500 Prozent waren keine Seltenheit.
Bis 1648 (Unabhängigkeit) wurde damit der Krieg gegen Spanien finanziert. Danach ging das Geld in die Gewinnung von Land. Deiche und Kanäle wurden angelegt, damit der Sumpf trockengelegt werden konnte und die entstehenden Städte vor Fluten geschützt waren. (Gott erschuf die Welt, aber Holland erschufen die Niederländer). Dann investierte man in die noch heute Amsterdam kennzeichnenden schönen Kaufmannshäuser und Kunstobjekte. Viele der nun wohlhabenden Bürger ließen sich von Malern für die Ewigkeit glanzvoll porträtieren. So erwarben die Künstler ebenso ein kleines Vermögen.
Das gesamte goldenen Zeitalter der Niederlande und die heute noch teilweise existierten Schätze an Architektur und Kunst (Reichsmuseum usw.) in Holland wurden mit dem Raub und Mord in Süd-Ost-Asien finanziert.  Immer mehr Geld stand zur Verfügung und man suchte immer neue Investitionsmöglichkeiten. Die Tulpe war das Objekt des noch heute bekanntesten Spekulationsabenteuers. Im 17. Jahrhundert gehörte es für reiche Bürger zum guten Ton einige Tulpen im Garten zu haben oder bei festlichen Anlässen sein Haus damit üppig zu schmücken. In dieses objektiv wertlose Statussymbol wurde immer mehr Geld investiert, da man immer seltenere Arten, Farben und Formen der Tulpe sein eigen nennen wollte. Eine Zwiebel konnte 20 Jahresgehälter eines Handwerkers kosten. Es wurden aber nicht nur reale Tulpenzwiebeln ver- und gekauft, sondern oft nur die Option auf eine zukünftige nach einem bestimmten Muster blühende Tulpe. Tausende Menschen wurden von einer Art Tulpenmanie erfasst und als der Markt 1637 implodierte, da Gerüchte einer Überproduktion die Runde machten, verloren einige Hundert Menschen ihren Besitz. Grundsätzlich hatte diese Spekulationsblase aber keine großen Auswirkungen, da im Vergleich zur Gesamtbevölkerung nur wenige Menschen involviert waren. Da aber die religiöse Propaganda gegen den Spekulationshandel im Anschluss an diese Zeit lange nachwirkte, ist noch heute vielen die Tulpenmanie als erster Börsencrash bekannt.
Auf ihrem Höhepunkt war die VOC übrigens rund 7,9 Trillionen Dollar wert. Also 300 Prozent mehr als heute (2018) Google, Microsoft und Apple zusammen wert sind. Die VOC gilt allgemeinhin als Pionier der kapitalistischen Ausbeutung von Menschen und Böden und der leistungsfähigen Organisation einer Aktiengesellschaft. Mit 17.000 Angestellten arbeiteten fast 0,1 Prozent der Weltbevölkerung für die VOC. Dazu finanzierte man Entdeckungsreisen. So war es der Niederländer Tasman der 1652 südlich der üblichen Routen zwei Landmassen die als Neu-Holland und Neu-Seeland bezeichnet wurden (Australien, Neuseeland) entdeckte.
In den 200 Jahren der VOC Existenz hatte sie insgesamt 1500 Schiffe im Asienhandel eingesetzt die auf fast 5.000 Reisen knapp 1 Million Menschen nach Asien sendeten. Von diesen kehrte nur etwa jeder Dritte zurück. Die anderen starben während der achtmonatigen Überfahrt oder während ihres Aufenthalts in den Tropen. Viele Überlebende veröffentlichten Reiseberichte, wodurch die VOC dermaßen in Verruf geriet, dass die Direktoren allen Bediensteten befahlen, Reisetagebücher nach der Ankunft abzuliefern. Es gab aber in Europa viele Menschen die aufgrund ihrer Armut, der Unterdrückung durch Adelige oder aus Flucht vor den Opfern ihrer kriminellen Machenschaften schnellstmöglich den Kontinent verlassen wollten. Sie waren das Rückgrat der VOC-Mannschaften.  Besser gestellte Mitarbeiter konnten Versicherungen für den Verlust von Körperteilen abschließen – was zeigt, dass allen bekannt war wie risikovoll die Seereise war.
Ein großes Problem der VOC war Korruption. Befehle aus Amsterdam kamen gut sechs Monate nach Absendung in Batavien an. Zu kontrollieren wer wie wo agierte, schien unmöglich zu sein. So herrschte innerhalb der Kompanie eine Selbstbedienungsmentalität, die das Mutterhaus in Amsterdam einen Großteil der möglichen Gewinne gekostet haben dürfte. Die weiten Entfernungen begünstigten diese Entwicklung.
Im 18. Jahrhundert hatten Gewürze an Reiz verloren. Während um 1600 die Muskatnuss mehr wert war als ein gleichschwerer Klumpen Gold, waren die Wohlhabenden nun den Gewürzen überdrüssig geworden – schließlich konnte es sich das niedrige Volk nun auch schon leisten mit exotischen Produkten die Speisen und Getränke zu verfeinern. Das neue Modeprodukt der Reichen wurde Zucker und den hatte keine niederländische Kolonie – aber das englische Indien. Hier gab es auch Baumwolle und dies wurde immer mehr der Stoff aus dem reiche Europäer ihre Kleider geschneidert haben wollten – nicht mehr die Tierwolle der holländischen Besitzungen.
Die Engländer hatten nun mit Tee, Baumwolle und Zucker die richtigen Produkte für die reichen Käufer im Angebot und sie hatten in den letzten 100 Jahren von den Holländern das Organisationskonzept für ein Handelsweltreich übernommen und mithilfe einer größeren Flotte sich nach und nach mehr Stützpunkte, Kolonien und Handelsrouten gesichert.
1784 verloren die Niederländer (die die Franzosen in den USA unterstützten und dann die USA gegen England unterstützten) den jahrzehntelangen Seekrieg gegen England und damit Zugriff auf ihre kolonialen Stützpunkte und den Handel. 1795 wurde Holland dann von Napoleon erobert und kurz nach 1800 auch die VOC aufgelöst.

Mate – kein Tee?!

Ähnlich wie Tee ist Mate mit Kulturgeschichte, Kolonialismus und Traditionen eines fernen Kontinents beladen. In fast jedem Land Südamerikas ist Mate das meistgetrunkene Getränk neben Wasser. Früher wurde es meist aus einem entkernten Kürbis (Kalebasse) mithilfe einer Art Strohhalm (Bombilla) getrunken. Mittlerweile wird es aber in allen Formen und Gefäßen heiß und kalt getrunken.
Entgegen der europäischen Ansicht, dass Jesuiten den Bewohnern des Kontinents das alkoholfreie Gottesgeschenk gaben, um sie vom Alkohol zu befreien, tranken unzählige Ethnien Südamerikas schon vor der Ankunft der kolonialen Eroberer Mate. Zuerst hatten Jesuiten dieses Teufelsgetränk den Einheimischen weggenommen, nur um dann zuerkennen, dass die nun versklavten Indios wesentlich produktiver arbeiteten wenn sie Mate tranken. Durch Jesuiten erreichte Mate auch andere Kontinente, da der Orden global in die Ausbeutung für den europäischen Kapitalismus involviert war.
Bezeichnet man es als Yerba Mate führt man die koloniale Tradition fort. Yerba bedeutet auf Spanisch Gras und so würde man Mategras sagen, Mate sind aber die Blätter eines Baumes. Der Ilex paraguariensis wuchs ursprünglich am atlantischen Urwald des Kontinents – dieser ist aber nahezu abgeholzt. Der Matebaum wurde auch durch das Kolonialregime in ganz Südamerika verbreitet. Heute genießt er Hochachtung in Südamerika, da er über Grenzen hinweg dem Kontinent etwas Vereinendes gibt. Die Pluralität der Menschen und ihrer Kulturen kommt durch die verschiedenen Arten es zu konsumieren und zelebrieren zum Ausdruck. So ist es in Brasilien, etwas ähnlich einigen Varias der japanischen Teezeremonie, das Trinkgefäß in der Gruppe herumzureichen. Dies zeigt eine besondere Wertschätzung. Viele Firmen versuchen Mate mit modischen Gefäßen und Zutaten bei der Jugend als Modegetränk zu etablieren und Verkaufszahlen deuten auch darauf hin, dass es Mate nicht nur getrunken wird, weil das es halt Tradition ist, sondern weil man sich grade wegen seiner gesundheitlichen Vorteile und der leicht veränderten Konsumformen damit modern und gesund fühlen kann.

Lapsang Souchong ist nicht immer „Rauch-Tee“

Ein Lapsang Souchong Tee ist nicht immer ein geräucherter Tee. Häufig wird angenommen das Lapsang Souchong einfach „Rauch-Tee“ heißt. Lapsang Souchong ist eine fehlerhafte englische phonetische Übersetzung des chinesischen „Zhengshan Xiaozhong“. Dies heißt korrekterweise „kleine Blätter von Zhengshan“. Zhengshan ist der Name der Teepflanze in der Region um das Dorf Tong Mu (Fujian). Somit ist Lapsang Souchoung übersetzt einfach nur ein Tee von kleinen Blättern aus Tong Mu und Umgebung.

Lapsang Souchong ist nach bisherigem Wissensstand der erste chinesische Schwarztee der kommerziell mit Europa gehandelt wurde. Entstanden ist er aber durch einen historischen Vorfall: In China ist es so überliefert, dass die Bewohner von Tong Mu ihr Dorf vor einer feindlichen Armee während der Tee-Ernte verlassen mussten. Der grüne Tee war nun – nachdem die Menschen wieder in ihr Dorf zurückkehrten – dunkel geworden, also oxidiert, und roch alles andere als köstlich. Also wurden die Blätter über gut duftendes brennendes Pinienholz geräuchert.  Somit gab es wirklich für lange Zeit nur geräucherten Schwarztee aus Xiaozhong. Aber in den letzten 20 Jahren produzierten die Teebauern dort auch viele nicht geräucherte Tees, die natürlich weiterhin von den kleinen Blättern der „Zhengshan“ Teepflanze kommen und somit korrekterweise auch „Lapsang Souchong“ heißen.

East-India-Company (EIC)

Da 1494 (Tordesillas-Vertrag) Amerika den Spaniern zugeschlagen worden war, durfte Portugal „Indien“ plündern. Diese Aufteilung hielt mehr oder weniger 100 Jahre an. Engländer gründeten 1600 die EIC und Holländer 1602 die VOC, um vom Kolonialwarenhandel profitieren zu können. Jetzt ging es nur noch darum möglichst hohe Gewinne für die Investoren zu erzielen. Der christlich-katholische Missionsgedanke, mit dem Spanier und Portugiesen die Welt eroberten, spielte keine Rolle mehr. Allgemein gilt für die Historie des Kolonialhandels, dass im 15. und 16. Jahrhundert Pfeffer und andere Gewürze dominierten, das 17. Jahrhundert das Jahrhundert der Stoffe war und dass das 18. Jahrhundert dem Tee gehörte. Am Ende des 18. Jahrhunderts importierten Europäer rund 50.000 Tonnen Güter jährlich aus Asien, die sie dort gegen Silber- und Goldbarren eintauschten, die sie anfangs aus Lateinamerika erhielten. Dort schufteten Indios als Zwangsarbeiter in den Minen und starben zu Tausenden.
Zurück zur EIC. Sie wurde 1600 von Händlern in London gegründet, um mit den Gewürzinseln im indischen Ozean zu handeln (East-Indies). 1608 fuhr das erste Schiff gen Asien und erreichte das indische Surrat. Sieben Jahre später gab es das erste Treffen mit dem indischen Mogul und er erteilte der EIC die Erlaubnis zur Errichtung einer Handelsstation. Da die Holländer im Gebiet des heutigen Indonesiens zu stark waren, wandte sich die EIC von ihrem eigentlich Ziel – dem Gewürzhandel ab – und suchte sich eine Region an der die VOC kaum Interesse hatte: Indien. Gut 100 Jahre nach dem ersten Treffen mit dem Mogul setzte die EIC 1717 gewaltsam durch, dass sie keine Steuern mehr in Indien zahlen musste. Sie begann nun, nicht mehr nur Handelsstationen an der Küste zu gründen, sondern große Teile Indiens, die nun zum privaten Besitz der EIC-Aktionäre wurden, zu erobern.
Nach dem Siebenjährigen Krieg (1756-1763) versuchte die EIC in Nordamerika Fuß zu fassen. Die Franzosen waren geschlagen und durch den EIC-Handel sollten in London die Kriegsschulden abgebaut werden. Hierfür setzte man u.a. eine Teesteuer auf. Diese führte in den zukünftigen USA zusammen mit der Nicht-Repräsentation der amerikanischen Kolonien im Londoner Parlament zu immer größerem Missmut, der letztlich in der Unabhängigkeit endete. Damit war der Amerikahandel für die EIC beendet. Man wandte sich nun wieder Asien zu. Von 1600 bis ins 19. Jahrhundert hinein war die EIC für England der Monopolist im Asienhandel. 1813 wurde der EIC jedoch das Monopol für den Indienhandel genommen. Ab sofort durfte jeder englische Händler Geschäfte in/mit Indien tätigen. Ihren Status als Verwalter von Indien behielt der EIC jedoch und baute diesen weiter aus.
Neben der sich langsam entwickelnden Kolonialherrschaft in Indien war China als alleiniger Lieferant des Tees immens wichtig. 1669 kaufte die EIC das erste Mal selbst in China im Hafen Amoy/Xiamen Tee ein steigerte den Import nach England jährlich. Am Vorabend der Opiumkriege wurden rund 35.000 Tonnen Tee aus China nach England per anno importiert. Diesen bezahlte man rund 100 Jahre mit Silber aus Lateinamerika, dann mit bengalischem Silber. Schließlich kam man auf die Idee mit Opium zu zahlen.
Immer wieder gab es in London Versuche der EIC auch den Chinahandel und damit den Teehandel zu entreißen. In allen Regionen der europäischen Welt war es billiger Tee zu kaufen als in London. Die teuren Preise der EIC verhinderten also quasi, dass das englische Lebensrecht auf Teetrinken ausgebaut werden konnte – so die damalige Sichtweise. Der Druck der anderen Händler war so groß, dass man 1834 der EIC (nach dem Indienmonopol 1813) auch das Chinamonopol nahm. Nun konnte jeder Händler von der EIC Opium in Indien kaufen und dies in China gegen Tee tauschen. Fast 100 Prozent des Tees, den wir Europäer zu dem Zeitpunkt tranken, kam aus China. Die Chinesen konnten sich erst nicht gegen die Opiumdroge wehren. Besonders die Korruption vor Ort verhinderte, dass die Zentralregierung ihren Willen in Kanton durchsetzen konnte. Der hohe Beamte Lin schaffte es dann zwar 1839 das Opium vor Ort zu vernichten, verärgerte die Engländer damit aber noch weiter. England sah in den 300 Millionen Chinesen einen riesigen Absatzmarkt. Dazu fühlte man sich seit Jahrzehnten von China respektlos behandelt. Die Vernichtung des Opiums 1839 war dann der Anlass mit einer Flotte und Soldaten vor Ort die Öffnung mehrerer Häfen durchzusetzen, Hong Kong zu übernehmen und den Opiumhandel zu legalisieren (1839-1842). Gut 10 Jahre später verschaffte man dem Drogenhandel durch den zweiten Opiumkrieg (1856-1860) nochmals Nachdruck. Hong Kong war die Zentrale des Drogenumschlags und wurde dank der riesigen Gewinne zu einer der reichsten Städte der Welt. Erst mit dem Ersten Weltkrieg endete der Opiumhandel der Engländer in China. Er gilt heutzutage als das größte wirtschaftliche Verbrechen eines Staates neben dem Sklavenhandel – den England ja auch von Spanien übernommen hatte.
Während in China die Opiumkriege und der dadurch verursachte Taiping-Aufstand (mit rund 30 Mio. Toten) wütete, hatte sich die EIC fast ganz Indien (heute Indien, Pakistan, Bangladesch) als Firmeneigentum angeeignet. Die Privatarmee bestand aus gut 200.000 Söldnern. Die EIC spielte die religiösen und ethnischen Unterschiede der Bevölkerungsgruppen jedoch immer ungeschickter gegeneinander aus. Durch die Kriegszüge und die Politik der Ausbeutung starben mindestens 30 % der lokalen Bevölkerung. Ferner basierte die Arbeitskraft der EIC auf Zwangs- und Sklavenarbeit. Für sie waren Inder und Indien Besitz ihrer Firma und keine gleichberechtigen Menschen. Somit war es egal wie hoch die Steuern waren oder ob das „Humankapital“ ausreichend Nahrung hatte. Mit dem Aufstand der Sapoy-Söldner 1857 und seiner brutalen Niederschlagung begann das Ende der EIC-Herrschaft in Indien. Londoner Politiker empörten sich gekonnt über den Massenmord an den Sapoy und benutzen ihn, um der EIC nach und nach Indien zu entreißen und die Besitztümer der Firma zu verstaatlichen. Für die Menschen in Indien spielte es natürlich kaum eine Rolle, ob eine britische Firma oder der Staat selbst sie ausbeutete. Englische Politiker ärgere es einfach, dass die 3.500 EIC-Aktionäre von der Ausbeutung Indiens profitierten, nicht aber der englische Staat. Die Aktionäre erhielten jedes Jahr rund 10 % Rendite. In späteren Jahren, wo die EIC „nur“ noch Verwalter Indiens und nicht mehr Händler war, musste man hierfür Schulden aufnehmen. Folgende Spirale begann sich nun immer schneller zudrehen: Je mehr der Kostendruck stieg, desto höher waren die Steuern und Repressionen in Indien, desto verärgerte waren die Inder, desto mehr Revolten starten sie, desto mehr Soldaten zum Niederschlagen der Rebellen musste die EIC besolden, was wiederum den Kostendruck erhöhte. 1858 musste die EIC der Queen letztlich Indien schenken und die hohen Schulden der Kompanie wurden auf die indischen Steuerzahler umgewälzt. Die 3.500 EIC- Aktionäre erhielten 100 % mehr Geld als ihr Aktienanteil eigentlich wert war – als Dank für 200 Jahre „Arbeit im Namen der englischen Krone“.  Die EIC verlor nun in London massiv an Rückhalt und wurde letztlich 1874 aufgelöst.
Zwischen dem Sapoy-Aufstand und dem Ende der EIC gelang es ihr jedoch federführend die Teeproduktion in Indien aufzubauen. Da China nun als unsicherer Handelspartner galt, nach dem man das Land ja selbst durch die Kriege in den Ruin getrieben hatte, experimentiere man in Assam und Darjeeling in immer größeren Gärten mit Tee. Darjeeling blieb auch am Ende des 19. Jahrhunderts eine kleine Anbauregion, während in Assam der Urwald (mind. 300.000 ha) gerodet wurde und riesige Teeplantagen (je zehntausende Arbeiter) entstanden. Die Arbeiter waren Sklaven- und Zwangsarbeiter aus ganz Indien. Da man nun in Assam viele Religionen und Ethnien mischte führte dies immer wieder (auch heute noch) zu kleinen und großen Aufständen. Da die Bedingungen in Assam in den ersten Jahren katastrophal waren, starben rund 30 % (also mehr als 10.000) Zwangsarbeiter vor dem Ende der EIC 1874.

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