Die Teeindustrie in Assam, einer der wichtigsten Regionen für die weltweite Teeproduktion, war im 19. und frühen 20. Jahrhundert von verschiedenen Faktoren geprägt, die weit über die weitgehend bekannten wirtschaftlichen und sozialen Aspekte hinausgingen. Krankheiten, Schädlinge und die Verwaltung der Wälder spielten ebenfalls eine zentrale Rolle in der Entwicklung und den Herausforderungen der Teeplantagen in dieser Region.
Die verheerenden Auswirkungen von Krankheiten wie Cholera, Malaria und Schwarzwasserfieber auf die Teearbeiter waren zwar von großer Bedeutung – fanden aber wenig historiographische Beachtung. Die schlechten Lebensbedingungen, die mangelnde medizinische Versorgung und das oft fehlende Verständnis der wissenschaftlichen Grundlagen dieser Krankheiten verschärften die Situation erheblich. Cholera und Malaria wurden durch schlechte Hygiene und das Vorhandensein von stagnierendem Wasser begünstigt, was in den sumpfigen Gebieten Assams, in denen die Plantagen oft lagen, weit verbreitet war. Schwarzwasserfieber, eine besonders schwere Form der Malaria die durch einen Parasiten verursacht wird, stellte eine zusätzliche Gefahr dar. Trotz des Wissens um diese Risiken unternahmen die Pflanzer wenig, um die Situation zu verbessern. Die medizinische Versorgung der Arbeiter war rudimentär, und oft wurde die Schuld für die Krankheitsausbrüche auf die Arbeiter selbst oder auf „klimatische Bedingungen“ geschoben, anstatt auf die unzureichenden sanitären Einrichtungen und Arbeitsbedingungen. Die Kolonialverwaltung erließ zwar Gesetze zur Verbesserung der Hygiene und Gesundheit in den Plantagen, doch diese wurden von den Pflanzern häufig ignoriert oder nur oberflächlich umgesetzt, um die Kosten niedrig zu halten. So blieben Krankheiten eine konstante Bedrohung, die die Arbeitskraft der Plantagenarbeiter schwächte und die Produktion beeinträchtigte.
Neben den Krankheiten stellten auch Schädlinge eine erhebliche Herausforderung für die Teeplantagen dar. Die Pflanzenkrankheiten und Schädlinge, die die Teeblätter und -pflanzen angriffen, waren oft hartnäckig und schwer zu kontrollieren. Besonders problematisch waren Zikaden, Milben und Blattrost. Die westliche Wissenschaft, auf die sich die Kolonialverwaltung stützte, war häufig nicht in der Lage, wirksame Lösungen für diese Probleme zu finden. Stattdessen entwickelten die Pflanzer oft eigene Methoden zur Bekämpfung der Schädlinge, indem sie sich auf lokale Kenntnisse und improvisierte Techniken stützten. Ihre Experimente erwiesen sich oft als effektiver als die wissenschaftlichen Erkenntnisse aus den britischen Akademien, die in der Praxis in Assam nur begrenzt anwendbar waren. Um die wirtschaftliche Stabilität der Plantagen zu erhalten musste die Pathogene nicht nur bekämpft werden, sondern es mussten effektive Präventions- und Kontrollmaßnahmen durchgeführt werden. Dies war in der abgelegenen und oft schlecht verwalteten Region Assam schwer umzusetzen. Die Pflanzer sahen sich hier erneut mit der Herausforderung konfrontiert, zwischen dem Schutz ihrer Pflanzen und der Minimierung der Kosten zu jonglieren, was zu oft zu suboptimalen Lösungen führte.
Die Rolle der Wälder und des Forstamtes in Assam war ebenfalls von großer Bedeutung für die Teeindustrie. Die Wälder waren sowohl eine wichtige Ressource als auch ein zentrales Thema in den Konflikten zwischen kurzfristigen und nachhaltigen wirtschaftlichen Interessen. Die Wälder wurden für die Teeplantagen gerodet, da sie u.a. als Brennstoffquelle und Baumaterial unverzichtbar waren. Gleichzeitig erkannte die Kolonialverwaltung die Bedeutung der Wälder für eine finanziell nachhaltige Forstwirtschaft. Das Forstamt versuchte die Wälder vor übermäßiger Abholzung zu schützen und gleichzeitig den Bedarf der Teeplantagen an Holz und anderen Ressourcen zu decken. Dieser Balanceakt führte zu ständigen Spannungen mit den Pflanzern und der Konflikt zwischen Erhaltung und Ausbeutung spiegelte die größeren Spannungen wider, die die gesamte Teeindustrie in Assam prägten, und verdeutlichte die Schwierigkeiten, wirtschaftliche Interessen mit ökologischer Nachhaltigkeit in Einklang zu bringen.
Diese drei Faktoren – Krankheiten, Schädlinge und Wälder – beeinflussten nicht nur die Entwicklung der Teeindustrie in Assam, sondern prägten auch die sozialen, ökologischen und wirtschaftlichen Strukturen, die diese Industrie trugen. Die Geschichte der Teeplantagen in Assam ist somit nicht nur eine Geschichte von wirtschaftlichem Erfolg und imperialer Ausbeutung, sondern auch eine Geschichte von Krankheit, ökologischem Wandel und den ständigen Versuchen, eine fragile Balance zwischen Mensch und Natur zu finden[1].
[1] Für die das gesamte Wissen hierzu: Arnab Dey: Tea Environments and Plantation Culture – Imperial Disarray in Eastern India