Java und Sumatra: Tee aus Hollands indonesischer Kolonie

Das heutige Indonesien war im 16. Jahrhundert von großer Bedeutung für Europa. Beliebte Gewürze wurden hier angebaut und wichtige Seestraßen konnten von hier aus kontrolliert werden. Der Aktiengesellschaft „Niederländische Ostindien-Kompanie“ (VOC) gelang es zu Beginn des 17. Jahrhundert sich gegen englische und portugiesische Kolonialarmeen durchzusetzen und immer größere Teile von Indonesien zu unterwerfen. Die Kolonialherrschaft dauerte bis 1949 an und kostete rund 500.000 Indonesiern das Leben. Aus europäischer Sicht war Indonesien die profitabelste Kolonie überhaupt.
Bereits 1684 baute der deutsche Andreas Cleyer Teesamen aus Japan in seinem Garten auf Java zu seinem privaten Vergnügen an. Ein Versuch der VOC 1728 eine Teeplantage zu gründen scheiterte an dem mangelnden Wissen über Teeanbau. Genau 100 Jahre später gelang es Jill Jacobson, der jahrelang im Chinahandel arbeitete, mit rund sieben Millionen aus China geschmuggelten Teesamen eine erste Plantage aufzubauen. Nachdem er 1835 die ersten Kilogramm in Amsterdam verkauft hatte, durfte er die koloniale Teebehörde aufbauen. Von einer nennenswerten wirtschaftlichen Bedeutung kann man bei indonesischem Tee erst seit dem Ende des 19. Jahrhunderts sprechen, nachdem aus Assam die klimatisch besser geeigneten Kultivare geschmuggelt worden waren. In dieser Zeit stoppte auch der staatliche Landraub. Zuvor waren alle Indonesier enteignet worden und mussten auf kolonialen Plantagen Zwangsarbeit leisten. Kurz vor dem Ersten Weltkrieg begann der Teeanbau auf Sumatra. Rund 30 Prozent der Produktion fand und findet hier statt. Englische Firmen investierten in den 1920er Jahren in der niederländischen Kolonie, sodass vor dem Zweiten Weltkrieg fast 250.000 ha Land unter Tee standen. Nach der japanischen Besatzung im Krieg waren viele Felder zerfallen und aus den ehemaligen kolonialen Zentren floss kein Geld nach. 1957 kaufte letztlich der neue Staat Indonesien den europäischen Besitzern die Plantagen ab. Während des Kalten Krieges konnte Indonesien sich nie gegen die alten englischen Provenienzen aus Indien und Ostafrika durchsetzen. Heute produziert Indonesien rund 150.000 t Tee im Jahr und gehört zu den Top 10 Produzenten. Die Exportquote liegt bei gut 50 Prozent. Die Klimakatastrophe führt jedoch dazu, dass rund 1.000 ha pro Jahr in lukrativere Palmölfelder konvertiert werden. Das Gros des Tees wird von kleinbäuerlichen Familienbetrieben angebaut, die jedoch weder die nötigen Investitionen in neue Kultivare tätigen können noch Ernteeinbrüche durch Extremwetter verkraften.

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