Die schöne Heimat des Oolong: Überblick zur taiwanesischen Teegeschichte

Das heutige Taiwan ist in Europa seit der Eroberung durch Portugal als Ihla Formosa (schöne Insel) bekannt und hatte über Jahrhunderte eine vom Festland unabhängige Kultur entwickelt. Seit 1623 gehörte sie zum niederländischen Kolonialreich. Neben dem Export von Fellen brachten die Niederländer tausende Festland-Chinesen auf die Insel um die Zucker- und Reisproduktion zu erhöhen. Das subtropische Klima, die vulkanische Erde und die kultivierten Höhenlagen boten beste Voraussetzungen für gute Ernten. 1645 gab es die ersten Nachrichten von wilden Teebüschen auf der Insel.
1662 eroberte die chinesische Qing-Dynastie Taiwan, inkorporierte die Insel jedoch nicht in ihr Wirtschaftssystem und ignorierte sie generell für über 100 Jahre. Aus der Provinz Fujan wurden im 18. Jahrhundert die ersten gezüchteten Teepflanzen auf der Insel angesiedelt. Dies war nicht staatlich gelenkt und ging allein auf die Arbeitsmigranten des Festlandes zurück. Sie wollten einfach auch in der neuen Heimat ihren Tee wie zu Hause trinken. Es gab nun zwar Anfänge eines Teeanbaus, aber keine Produktion. Die kleinen Ernten wurden auf dem Festland verarbeitet. Berüchtigte Opiumschmuggler wie Jardine & Matheson waren auch im damals noch illegalen Handel mit Taiwan-Tee involviert.
Als nach dem Zweiten Opiumkrieg (1856 – 1860) die Häfen Danshui und Kaoshiung zwangsweise für den Westen geöffnet wurden, erkannte der Schotte John Dodd den möglichen Profit der dortigen Oolong Tees. Er investiere in die Teeproduktion vor Ort und zwanzig Jahre später besaß sein „Formosa Oolong“ in London und New York einen hervorragenden Ruf. Mit einer Jahresproduktion von 8.000 t löste Tee Zucker und Reis als wichtigste Agrargüter ab.
Das durch den Westen geschwächte China verlor Taiwan 1895 an Japan. Da Japan seinen Grüntee vor der Konkurrenz aus Taiwan schützen wollte, initiierte es mit der „Taiwanese Research and Extension Station“ die Teeforschung auf der Insel und etablierte eine Schwarzteeproduktion. Das Forschungsinstitut existiert noch immer und hat in den letzten 100 Jahren viele berühmte Teesorten entwickelt. Japan industrialisierte die Insel, legte Sümpfe trocken und erschuf so auch die berühmte Teeregion um den neu angelegten Nantou See. Wichtigste Abnehmer für diesen Schwarztee waren die Türkei und Russland. Japan warb weltweit auf Fachmessen für Tee aus Formosa und erhöhte dessen Bekanntheit.
Direkt nach dem Zweiten Weltkrieg gehörte Taiwan wieder zu China. Dort kämpften Kommunisten (Mao Zedong) und Nationalisten (Chiang Kai-Shek) um die Regierungsmacht. 1949 siegten die Kommunisten und Chiang Kai-Shek floh mit seinen Anhängern nach Taiwan. Bis zum Ende des Kalten Krieges herrschten sie hier als Einparteien-Diktatur. Die Embargos des Westens auf China und seinen Tee beflügelten die taiwanesische Teeproduktion. Dies brach 1971 ein, als die Vereinigten Nationen China inklusive Taiwan als einen Staat China anerkannten. Mit dem Aufstreben Chinas und Japans auf dem Teemarkt in den 1980er Jahren besann sich Taiwan auf seine klassischen Oolongs und hat hier nach wie vor einen unerreichten guten Ruf. Zurzeit produziert Taiwan auf gut 20.000 ha Teeland auch etwa genauso viele Tonnen Tee, die zu rund 10 Prozent exportiert werden. Taiwanesen sind euphorische Teetrinker und so muss die Insel zusätzlich jährlich 30.000 t Tee aus Indien, Japan, Vietnam und China importieren.

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