Die EIC als Drogenhändler

Bis 1664 erlaubte China den Engländern nur einen sporadischen Handel, um sie für voriges Fehlverhalten (Kapitän Weddell 1637) zu strafen. Tee wurde erst nach der englischen Steuersenkung von 1747 zum dominanten Handelsgut. Durch den Zucker der karibischen Sklavenplantagen fand in der englischen Teetasse also die perfekte imperiale Symbiose aus Asien- und Atlantikhandel statt.

Der auf Kanton, einer weit von Beijing entfernten Stadt, beschränkte Handel musste von der EIC hingenommen werden, da die englischen Segelschiffe noch keine Gefahr für die Landmacht China waren. Da die Verwaltung und militärische Kontrolle von „Indien“ zu teuer war, konnte man den China-Handel nicht durch Steuern finanzieren. In ersten Phase waren 90 Prozent des Handelsvolumens Silber, die restlichen 10 Prozent Baumwolle, indisches Sandelholz, Pfeffer und Elfenbeinzähne.

Als die Kosten des amerikanischen Unabhängigkeitskrieges zu hoch wurden, hatte England kein Silber mehr für den Teeeinkauf über und entschied sich den Opiumhandel in Asien zu steigern. Um nun einen Handel auf Augenhöhe durchzusetzen, war Lord Macartney 1792-94 in China. Aber für die Qing war er weiterhin nur ein kulturloser Barbar und damit scheiterte die Mission. Er sah aber das China enorm rückständig und damit leicht zu besiegen war. Die Kriege der Französischen Revolution lenkten England dann aber für Jahrzehnte von China ab. Die EIC setzte währenddessen immer mehr Opium um und hatte ebenso das Produktions-, Auktions- und Lizensierungsmonopol im Opiumhandel. Die EIC setzte ihre Armee auch ein um Konkurrenz im Opiumanbau zu vernichten. Anfang des 19. Jh. konnte der Opiumhandel den Einkauf von Tee zur Gänze finanzieren und ohne Opium hätte England sich seinen hohen Teekonsum nicht mehr leisten können.

Bis in die 1830er Jahre war die EIC noch Monopolist. Aber sie war sie zu groß und unübersichtlich geworden und auf allen Stufen blühte Selbstbereicherung. Händler wie William Jardine und James Matheson, die sich weder um chinesische noch englische (un)-geschriebene Gesetze kümmerten, stießen die EIC vom Thron und wurden zu den größten Drogendealern der Weltgeschichte ohne das ihre Firma heute irgendwas von diesen Anfängen wissen möchte.
Während die EIC im Handel verlor, versuchten die Qing durch den Sondergesandten Lin England zur Einstellung des illegalen Handels zu zwingen. Aber England scherte sich nicht um die Unrechtmäßigkeit seines Handels und sah die Antwort Lins, 20.000 Opiumkisten zu vernichten, als Angriff auf die britische Ehre. England entfesselten den Opiumkrieg (1839-42) und das unterlegene China musste sich mit der Öffnung von Häfen und hohen Reparationszahlungen beugen. Überdies wurde der Opiumimport nun noch weiter gesteigert und die offenen Häfen erlaubten es dem Flora-Piraten Fortune den größten Wissensdiebstahl der Menschheitsgeschichte, das Geheimnis von Teeanbau und Produktion zu rauben, durchzuführen.
Mit dem Zweitem-Opium Krieg (1856-60) wollte England das vom Taiping Bürgerkrieg geschwächte China unterwerfen. Aber der Aufstand der indischen Sapoy band viele der eigentlich nach China gesendeten Soldaten, sodass China noch so grade überlebte. Mit der Plünderung des Sommerpalastes und dem Niederbrennen der kaiserlichen Bibliothek vernichtete England das kulturhistorische Erbe tausender Jahre alter chinesischer Kultur. Man war sich auch nicht zu schade den entführten Pekinesen für Queen Victoria „Looty“, also „geklaut“ zu nennen.

Mehr:
Nick Robins: The Corporation that changed the word. How the East India Company shaped the Modern Multinational, 2012

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

WordPress Cookie Plugin von Real Cookie Banner