Teehandel zwischen USA und China von 1784-1815

Mit der „Empress of China“ erreichte 1784 das erste US-Handelsschiff China. Dort wurde neben Silber auch Papiergeld und Handelskredite die meist mit Waren bezahlt wurden als Währung akzeptiert. Überdies lernte „der Westen“ hier das Prinzip von Versicherungen auf Handelsverträge kennen. So wurden auch die Waren der „Empress of China“ über Kredite und nicht mit Silber bezahlt. Als sie im Mai 1785 wieder in NY einlief machte der Tee an Board etwa 90 Prozent des Warenwertes aus. Neben Fellen war in China besonders der amerikanische Ginseng beliebt.
Da es in den ersten Dekaden für die USA schwer an Kredite zu kommen waren sie für die chinesische Hilfe zuerst dankbar. Ferner freuten sie sich, dass sie durch ihren China-Tee in Europa Zugang zum Kreditmarkt erhielten. Aufgrund des Bargeldmangels um 1800 war es für amerikanische Händler schwer an Dollar zu kommen. Somit waren Kredithandel und Bezahlung per Silber willkommene Alternativen. Dank dem wirtschaftlichen Kreditsystem war es für die US-Händler möglich den Handel und die Bezahlung der Waren zeitlich unabhängig voneinander zu gestalten. Außerdem konnte so das wenige Bargeld für die binnenwirtschaftliche Entwicklung der USA genutzt werden. Der Kredithandel mit China sah in der Regel so aus, dass man Tee u.a. auf Kredit kaufte und schriftlich versicherte diesen mit 1 Prozent Zinsen im Monat im nächsten Jahr zu bezahlen. Mit den Profiten wurden Ginseng, Felle und Silber gekauft umso bei der nächsten Schiffsreise die alten Kredite zu begleichen. Umgerechnet in heutigen Wert betrugen die Jahreskredite um 1800 rund 10 Milliarden Dollar. Bezahlten die US-Händler ihre Schulden nicht, verklagten die chinesischen Hong sie vor dem NY Kanzleigericht. Die meisten US-Händler meldeten darauf entweder Insolvenz an oder verklagten die Chinesen wegen angeblich minderwertigen Tee, den sie nicht zum erwarteten Preis verkaufen konnten. In der Regel gaben die US-Gerichte ihren Händler Recht und die chinesischen Kreditgeber gerieten in der Heimat in Zahlungsnot. Alleine der Consequa genannte Händler beklagte 1814 ausstehende Zahlungen in heutiger Höhe von 14 Mrd. Dollar nur aus Philadelphia.
US-Händler nutzten chinesische und europäische Schuldverschreibungen als Zahlungsmittel und tauschten beide untereinander aus. Im US-Handel galten die chinesischen Schuldscheine für US-Händler als genauso gutes Geld wie bare Münzen. Die US-Händler investierten ihre Gewinne in neue Schiffe, gründeten Banken oder intensivierten ihren Sklavenhandel. Andere kauften Textilfabriken oder tausende Hektar Land. Ab und an wurde auch Geld für private Bildungs- und Wohlfahrtseinrichtungen ausgegeben.
Einfallstor für die USA zum europäischen Geldmarkt waren die Niederlande, die dem neuen Staat gerne gegen ihren alten Feind England finanziell zur Seite standen. Darüber hinaus nahmen Niederländer den China-Tee der US-Schiffe ab, um diesen in Europa teils illegal zu verkaufen. Die napoleonischen Kriege hatten den europäischen Import von Tee aus Asien unterbrochen und die USA nutzten diese Chance und transportierten etwa 15.000 t Tee zwischen 1790-1800 nach Europa. Nach dem US-Britischen Krieg von 1812-1815 organisierten sich einzelne Händler zu Gesellschaften und starteten damit erneut in den Chinahandel.

Chinesicher Schwarztee: kleine Übersicht

Einer chinesischen Legende nach wurde im Dorf Tong Mu, was dank dieser Legende heutzutage sehr hochpreisige Tees produziert, der Wucha (Schwarztee) oder auch Hongcha (Rottee) erfunden. Während der Ming-Dynastie im 14. bis 17 Jh. machten Soldaten auf ihrem Marsch nach Norden in Tong Mu halt und schliefen in einer Teefabrik auf Säcken frischer Teeblätter. Da sie sich im Schlaf hin und her rollten zerstörten sie die Blätter. Um die Blätter dennoch trinken zu können wurden sie danach von dem Teemeister erhitzt, etwas gerollt und geröstet. Dieser ruinierte Tee wurde sehr billig verkauft. Aber da er sehr köstlich war konnte der Farmer sich eine Saison später kaum vor Anfragen retten und bei der Auktion erreichte sein Tee Höchstpreise. Nach und nach stellten auch andere in Tong Mu Schwarztee her und halten sich noch heute für den Geburtsort von Schwarztee.
Aus dem ursprünglichen Teemissgeschick wurde mit der Zeit der beliebteste Tee der Welt. Auf dem Weg in die kolonialen Heimatländer der Teeflotten war es nicht möglich grünen Tee frisch zu halten. Oolongs und schwarze Tees bzw. Pu Ehrs waren hier einfach noch leckerer bei der Ankunft. Auch Rauchtee wurde vor Ort fast gar nicht konsumiert, aber als er dann ein Jahr später in Europa ankam, war er wohl genau richtig für die europäischen Gaumen. Je schneller der Transport wurde, desto weniger beliebt war der Rauchtee und er wurde erst vor ca. 20 Jahren als Rarität wieder erkannt.
Tee aus den Wuji Bergen war in England bald der beliebteste und wurde Bohea Tee genannt, weil man die Region anders nicht aussprechen konnte. Nach und nach imitierten andere Teeregionen dann den Schwarztee. In Zhengshan, wo die Wuji Berge sind, hatte ein Kultivar den Namen Xiaozhong was so viel wie wild und selten hieß. Aus beiden Wörtern machten Engländer Lapsang Souchong, was aber auch kleinblättriger Tee aus Zhengshan heißen kann.
Heute gilt Schwarztee in China als Rottee, da man eher Pu Ehrs als Schwarz bezeichnet. Keemun Schwarztee galt viele Jahrzehnte als Oolong Tee. Erst als nach und nach eine Klassifizierung entstand entschied man sich nach Herstellung zu benennen und der fertige Schwarztee schaut nun rot in der Tasse aus.

Qimen Hongcha wurde 1875 nachweislich das erste Mal produziert. Anhui war eine Grüntee Provinz und passte sich dem Weltmarkt mit dem Schwung zum Schwarztee an. Hu Yuanlong lernte in Jinagxi Schwarztee Produktion und produzierte dann als erster in seiner Rishun Teefabrik Schwarztee. Es ist heute die Königin der Schwarztees und ist mit dem fruchtigen Orchideen Aroma hochbeliebt.

Dianhong wurde 1938, während des zweiten chinesisch-japanischen Krieges vom geflüchteten Teemeister Feng Shaoqiu in Yunnan erfunden.  Es sind eher große Blätter die dortige Kultivare produzieren. Der hohe Theaflavin-Anteil sorgt in einer weißen Tasse für einen goldenen Rand. Dian steht als Kurzname für Yunnan und Hong für Hong-Cha. Mit diesem Tee, der über Pferdekarawanen nach Hong Kong gebracht wurde, konnte China Devisen erhalten. Es hieß, dass man mit einer Tonne Dianhong 10 Tonnen Stahl kaufen konnte.

JinJunMei wurde 1986 alleine für den Export erschaffen. Bis zum Jahr 2000 sank die Qualität und man konnte sich immer weniger gegen indischen Tee behaupten. Auch auf dem nationalen Markt erreichte dieser Tee kaum Beliebtheit. 2005 wurde dann die goldene Augenbraue JinJunMei vom Teemeister Zhengshan Xiaozhang Jiang Yuanxun kreiert. Rund 70.000 Knospen werden zu 500g Tee verarbeitet. Dank seiner besonders zarten Süße war der Tee in China sofort ein Verkaufsschlager und erzeugte eine Sogwirkung von Schwarztees in China.

Gong Fu Cha: Die Erfindung einer Jahrtausende alten chinesischen Teetradition

Geht man heute in einen chinesischen Teeladen um ein Teeset zu kaufen, so findet man kleine Teepötte aus Ton, einen Gai-Wan (Schale mit Deckel), ein hölzernes Teebrett mit Wasserfänger, kleine Teetassen, hohe Riechtassen, einen Gong Dai Bao (Servierkanne), Teeschaufeln und Löffel. Diese ganzen Utensilien sind angeblich uralte Bestandteile des Gong Fu Cha: Der elaborierten Kunst Tee zu trinken. Im Vergleich zum westlichen Teetrinken verwendet man für die benutzte Menge Wasser eine große Portion Teeblätter. Die Ziehzeit liegt unter einer Minute und die Blätter können mehrfach verwendet werden. Aber weder ist dies eine Zeremonie, noch hätte vor etwa 30 Jahren die Mehrzahl der Chinesen gewusst, was denn Gong Fu Cha sein soll. Nur weil man auf eine bestimmte Art Tee trinkt, ist es keine Zeremonie. Die Handlungen haben keine andere Bedeutung als die reine Zubereitung des Tees. Gong Fu Cha ist nachweisbar in einigen Regionen der süd-chinesischen Provinz Fujian eine beliebte Möglichkeit gewesen Tee zu trinken. Es gab aber selbst in diesem Gebiet andere Trinkpraktiken – ganz zu schweigen von anderen Provinzen. Also ist Gong Fu Cha weder traditionell noch chinesisch?

Das lose Teeblatt mit Wasser aufzugießen ist die Art des Teetrinkens, wie sie im China der Ming-Dynastie (1386-1644) an Bedeutung gewann. Vorher wurde das zermahlene Blatt getrunken oder gar gegessen. In einem Kochbuch, in dem regionale Besonderheiten vorgestellt wurden, war der Autor noch 1750 von der Art Tee zu trinken überrascht, wie es im südlichen Fujian der Fall war. Da ihm der Tee so aber außerordentlich gut schmeckte, verbreitete sich das Wissen (nicht die Praktik) dieses Vorläufers des Gong Fu Cha (kl. Teepott, kl. Tassen, viel Blattmasse). Das Wort Gong Fu Cha wurde um 1800 das erste Mal in der Beschreibung der Region Guangdong in Fujian benutzt. Wobei der Autor so befremdlich schrieb, dass es eindeutig war, dass er es bei seiner bisherigen Reise durch China noch nie gesehen hatte. Selbst in einem Bericht über chinesischen Tee von 1937 war noch zu lesen, dass Gong Fu Cha nur im südlichen China von Kennern bester Tees verwendet wird. Weder beim „normalen“ Volk, noch in anderen Regionen sei dies bekannt. 1957 wurde ein nicht-veröffentlichtes, jedoch kürzlich in einem Archiv entdecktes Dokument verfasst, was die Einzigartigkeit des Gong Fu Cha für Fujian herausstellt und damit aussagt, dass es in allen anderen Provinzen keine Bedeutung hatte. In dem 1971 publizierten Buch „Die Art des Teetrinkens“ wird Gong Fu Cha ebenfalls noch als eine regionale Besonderheit des südlichen Fujian dargestellt. Von einer nationalen Besonderheit ist hier nicht die Rede.

Ähnliches gilt für die Erkenntnisse zum Wort Cha-yi, also der Kunst des Tees bzw. der Kunst Tee zuzubereiten. In Wörterbüchern der 1960er Jahren gibt es diesen Terminus nicht. Erst am Ende der 1990er Jahre wird Cha-yi aufgeführt, aber ohne einen Hinweis darauf, dass es sich hier um einen Neologismus (Wortneuschöpfung) handelt. Die Bedeutung, die hinter dem Wort steht, müsste eigentlich mit Cha-Dao bezeichnet werden. Da dies aber an das japanische Cha-Do erinnert, erfand man das Wort Cha-yi.

Die Teekunsthäuser in Taiwan, in denen Tee in Ruhe genossen werden kann und oft kulturelle Veranstaltungen stattfinden, heißen übrigens Cha-yi-guan. Die traditionellen chinesischen und damit auch taiwanesischen Teehäuser wurden oft mit Kriminalität, Glückspiel und Prostitution in Verbindung gebracht. Diese neuen Teekunsthäuser hatten rund 10 Jahre mit dem Ruf der alten Teehäuser zu kämpfen und waren Pioniere darin, ihren Umgang mit Tee als moderne Interpretation alter Traditionen darzustellen. Somit konnten moderne Gäste sich selbst versichern nicht mit Traditionen zu brechen, während ältere Gäste ihre Traditionen im neuen Zeitgeist meinten wiederzuerkennen. Damit nun eine nationale Antwort auf Japans Cha-do gefunden werden konnte, diskutierte man, welche chinesische Art Tee zu trinken denn die ästhetische sei.

Insgesamt blickte man um 1990 aus China neidisch auf die nationale Tee-Identität Japans und welche weltweiten Vorteile aus dem Bild des japanischen Teetrinkers bspw. im Tourismus gewonnen wurden. Ähnlich mürrisch wurde der Werbeerfolg des englischen Afternoon-Teas und des amerikanischen Ice Teas beobachtet. Während diese drei Länder Erfolge durch ihre Teekultur feierten, standen Chinesen uneins um ihren Tee herum. Ihr Tee war aber doch der erste Tee der Welt. Sie hatten doch Tee erfunden und alle anderen haben es nur von ihnen geklaut. Diese Erniedrigung wollte man nicht länger hinnehmen und der Welt zeigen wie alt die chinesische Teekunst ist. Hierfür musste nun schnell in den entstehenden Cha-yi-guan eine historische Konstruktion her, um darzustellen wie der Chinese seit Jahrtausenden schon seinen Tee genießt und damit eine weitaus tiefere Historie besitzt, als das benachbarte Japan. So wurde erst der Begriff der chinesischen Teekunst (Cha-yi) geschaffen und dann mit Inhalt gefüllt.

Hierbei war Taiwan immer wieder eine wichtige Station. Während China Taiwan als Teil von sich betrachtete, sah sich Taiwan als Bewahrer der chinesischen Traditionen in Zeiten, in denen das Festland von Kommunisten beherrscht wird. So gründete sich in Taiwan der Verband der traditionellen chinesischen Teekunst, dessen Aufgabe es war die alten chinesische Teekunst wiederzubeleben. Aber es gab historisch gesehen nicht die eine Teekunst die man hätte wiederbeleben können. Es gab nicht mal ein Verständnis von Teekunst. Das einzige was man in den mitgenommen Büchern (Taiwan = Flüchtlinge vom chin. Festland) finden konnte, war das Gong Fu Cha aus dem Süden von Fujian. Gong Fu Cha war ferner die einzige Art und Weise Tee zu trinken, bei der man mehrere Utensilien und etwas Erfahrung benötigte, um ein schmackhaftes Getränk zu erhalten. Somit war Gong Fu Cha überhaupt die einzige Möglichkeit, um eine neue komplexe Teekunst, aus den real ja gar nicht vorhandenen alten Vorbildern zu konstruieren. Ein weiterer Grund für die Beliebtheit von Gong Fu Cha in Taiwan war, dass viele Taiwanesen ursprünglich im südlichen Fujian wohnten. Taiwan stieg in den 1970er Jahren zu einem der führenden asiatischen Länder auf. Während dieses Fortschrittes wollte man seinen wirtschaftlichen Erfolg auch kulturell untermauern. Da richtiges Teetrinken für alle wichtig war, wollte man immer mehr seines wachsenden verfügbaren Einkommens in Tee investieren. Sich einen besonders legendenreichen historischen Tee leisten zu können, wurde zu einem Statussymbol der taiwanesischen Elite. Man konnte sich durch exquisite Tees und besondere Utensilien von ärmeren Mitmenschen unterscheiden. Ohne eine breit akzeptierte Teetradition wäre dies nicht möglich gewesen. Somit hatten die Käufer ein genauso großes Interesse daran, an einer angeblich tausend Jahre alten Tradition mitzuwirken, wie die Verkäufer der angeblich ach so tradierten Utensilien und Tees.

Mit der steigenden Beliebtheit des Cha-yi  in Taiwan und China merkten Japaner, dass ihr geliebtes Cha-do nicht mehr die einzige asiatische und im Westen gut zu bewerbenden Teetradition war. Cha-yi orientierte sich aber eher am Sen-chado. Hierbei werden ganze Blätter verwendet, während beim Cha-do gemahlene Blätter verwendet werden. Sen-chado hatte absichtlich seine chinesischen Ursprünge etwas vergessen und geriet nun in Gefahr seinerseits nur als Kopie des Cha-yi dazustehen. Es geht hierbei aber objektiv nur darum, dass Japaner im 17. Jahrhundert gelernt hatten, dass man auch ganze Blätter zubereiten kann. Der Cha-do basiert ja auf dem Teewissen, das Japanern um 800 von chinesischen Mönchen vermittelt worden war. Zu dieser Zeit trank man einen flüssigen Brei bestehend aus den zermahlten Teeblättern.

Ähnlich wie dem Cha-do begannen nun selbsternannte Teemeister in Taiwan und China zu diskutieren, an welchem Platz denn welches Utensil zu stehen habe und in welche Reihenfolge sie wie benutzt werden müssten. Hierbei diskutierte man auch – fern jeglicher historischer Vorbilder – über die korrekte traditionelle Bewegung von Hand und Arm. Man erschuf sich selbst ein historisches Vorbild dessen Perfektion man anstrebte, um sich dann Meister nennen zu können. Es war nun nötig ein Ritual zu kreieren, dass nicht nur praktikabel war, sondern möglichst ästhetisch aussah. Nachdem man sich also geeinigt hatte, dass Gong Fu Cha das traditionelle Teetrinken ist, erfand und einigte man sich auf das Cha-xi (die Anordnung der Utensilien und Ablauf der Zeremonie). So konnte man nun, wie in Japan, Bücher herausbringen und Kurse anbieten, in denen interessierte Teetrinker lernen konnten, wie man es „richtig chinesisch“ macht.

In Taiwan erfand man die Riechtassen (wen xiang bei) und es gelang ihnen sogar die Ansicht weltweit zu verbreiten, dass diese eigentlich unnützen Objekte schon immer dazugehörten. In den 1980er Jahren wurde auch der Gong dao bei (Servierkanne) erfunden. Wobei es sich hierbei sogar um ein nützliches Objekt handelt. In dieser kleinen Kanne wird der Tee aus der Teekanne (Cha-hu) gefüllt, damit alle einen homogenen Aufguss genießen. Gießt man aus der Cha-hu in die Tassen, hätten die ersten Tassen eine andere Zusammensetzung als die letzten Tassen, da diese länger und direkter mit den Teeblättern in Kontakt waren. Beide neuen Objekte sind heute meist nur dort in China vorhanden, in denen sich Touristen aufhalten. Diesen zeigt man dann gerne das traditionelle vollständige Teeservice. In den meisten Haushalten ist man dagegen praktischer veranlagt und verwendet nicht alle dieser angeblich alten Objekte. In Taiwan ist man mittlerweile davon überzeugt, dass beide Objekte eine reiche Tradition besitzen.

Alle diese neuen Erfindungen rund um Tee führten dazu, dass man Tee nicht mehr einfach so irgendwo zwischendurch trinken konnte. Am besten ging man hierfür in ein Teekunsthaus und die Besitzer dieser Häuser waren ja auch die Initiatoren der Cha-yi Bewegung. Im Jahr 2000 und 2002 publizierte der Chinese Cai Bücher über Cha-dao, was nichts anderes als Cha-yi ist aber nun offen in Konkurrenz zum japanischen Cha-do trat. Mittlerweile war das nationale chinesische Bewusstsein so ausgeprägt, dass man es auch auf dem Feld „Teetradition“ mit Japan aufnehmen konnte und wollte. Während man also in den 1980er die Japaner dafür neidisch bewunderte, vergaß man nun, dass man ihren Cha-do mit dem Cha-yi plagatiert hatte und setzte Cha-dao als genauso alte und umfangreiche Teekultur neben das Cha-do. Im Cha-do sind die wichtigsten Prinzipien: Harmonie, Respekt, Reinheit und Stille. Dies ist natürlich auch eine sozio-politische Konstruktion. Den Teemeistern im 16. Jahrhundert war es daran gelegen die Aufstände gegen ihre Kaiser einzudämmen. Jeder, der nun kriegerisch agierte, verstieß also gegen die erfundenen und als uralt dargestellten friedlichen Grundprinzipien der Chanyou (japn. Teezeremonie).

Im Cha-dao gab es nun (um 2000) auch auf einmal wichtige Grundprinzipien diese wurden mit Schönheit, Gesundheit, Kultiviertheit, Ethik oder auch Harmonie, Sparsamkeit, Ruhe und Sauberkeit benannt. Da man auf einmal genauso gutklingende Prinzipien wie die Japaner hatte, zweifelte niemand, der sein Geld mit dem guten Bild des friedliebenden chinesischen Teetrinkers verdiente, an der historischen Authentizität dieser neuen Erfindung.  In den neuesten Büchern (seit 2000) wird als Ursprung des Gong Fu Cha nun das Cha-yi bennant. Kein Wort davon, dass Gong Fu Cha schon seit Jahrhunderten in Süd-Fujian, aber halt auch nur dort, praktiziert wurde – natürlich ohne die modernen hinzuinterpretierten Praktiken und Utensilien.

Seit dem Jahr 2000 hat die taiwanesische Ten Ren Gruppe unter verschiedenen Namen tausende Teegeschäfte in China eröffnet und trägt entscheidend zur Verbreitung des Gong Fu Cha Mythos bei. Überall wird Gong Fu Cha als Inkarnation des alten mächtigen China gefeiert und mittlerweile die zweite Käufergeneration belehrt, dass sie mit ihrem Geld im Laden die uralte nationale Teetradition stärken. Den meisten Chinesen ist aber nicht einmal bewusst, dass die Läden einer Firma aus Taiwan gehören. 

Die angebliche lange Tradition des Gong Fu Cha wird sogar wissenschaftlich untermauert: Historiker der staatlichen Shantou Universität in China haben in einem mehrjährigen Forschungsprojekt so viele historische Quellen absichtlich falsch interpretiert oder Zitate ohne Kontext in den Vordergrund gestellt, dass es nach ihrer Aussage keinen Zweifel mehr daran gibt, dass das moderne Gong Fu Cha „das wahrhaftige Wiederaufleben der chinesischen Teetradition ist, die das Land über Jahrtausende zusammenhielt“. Menschen, die korrekterweise darauf hinweisen, dass man frühesten im 15. Jahrhundert das ganze Blatt zum Tee nutze und somit es gar keine Tausend Jahre alte Tradition gibt, werden mindestens mit der Sicherheit ihrer Arbeitsstelle bedroht. Andere weisen darauf hin, dass Lu Yu um das Jahr 800, in dem heute ältesten erhaltenem Werk über Tee, eine Art des Trinkens beschreibt (Pulver mit Gewürzen kochen), die eher mit dem „alten“ Tibet als dem Gong Fu Cha in Verbindung gebracht werden könnte.

Vielmehr ist Gong Fu Cha das Ergebnis der Leere die die Kulturrevolution mit ihrem menschlichen und kulturellen Genozid hinterließ. Als in den 1980ern China der Welt wieder geöffnet wurde, bediente man sich beim Nachbarn Taiwan, dem angeblichen Bewahrer der chinesischen Teetradition, und erfand ein das Volk uniformierendes historisches Vorbild. Ferner konnten die wirtschaftlichen Aufsteiger im China der 1990er Jahre nun genauso ihr Geld in die Teewelt investieren, wie es zuvor schon die neureichen Taiwanesen getan hatten.

Es wäre also heute aus historischer Sicht wesentlich spannender den wirklich vorhandenen verschiedenen Teekulturen nachzuspüren, als alle Hinweise hierauf zu vernichten und Gong Fu Cha zu rechtfertigen. China beraubt sich damit in den letzten 20 Jahren selbst seiner historischen Vielfalt.

Genauso wie der durchschnittliche Japaner zwar den Cha-do kennt und  keine Chanyou durchführen kann, da man hierfür ja viele Jahre des Trainings benötigt, kennt jeder Chinese Gong Fu Cha. Aber auch er kann kein Meister sein. Hierfür bräuchte er ja auch jahrelanges Training. Die Teemeister und Teeverkäufer haben es also zusammen mit der nationalistischen politischen Elite geschafft eine Kultur durchzusetzen, in der der normale Bürger ihnen hohen Respekt zollt – für die Durchführung eines selbstkonstruierten Rituals.  Von allen sechs Teesorten ist Pu-Ehr (vom reinen Blatttyp) übrigens am besten für die Gong Fu Cha Utensilien geeignet. So ist es kein Wunder, dass er sich immer höherer Beliebtheit erfreut und selbst neuere Ernten immer teurer werden. Denn wer möchte nicht so Tee trinken, wie es die Vorfahren schon vor Urzeiten getan haben.

Seit etwa 20 bis 30 Jahren benutzt man also Gong Fu Cha, um durch die tagtägliche Wiederholung des Rituals langsam eine homogene Nation zu erschaffen und damit eine Identität zu kreieren, der sich niemand verschließen kann – denn wer mag schon keinen Tee.

Mehr:

Lawrence Zhang, Universität Hong Kong, „A Foreign Infusion. The Forgotten Legacy Of Japanese Chado on Modern Chinese Tea Arts“.

Aged White Tea“ – Eine Lüge der chinesischen Teeindustrie ?

Dem Teekenner/Blogger/ Cody „OolongDrunk“ fiel während eines Workshops mit dem Inhaber von „One River Tea“ auf, dass alle gealterten weißen Tees, die in den einschlägigen Online-Shops verfügbar waren, aus den Jahren nach 2011 kamen und die derzeit neusten alten weißen Tees alle ca. 7 Jahre alt waren. Optisch fallen die alten Weißen durch mehr braune Blätter auf. Produzenten von „One River Tea“ erklärten ihm, dass weißer Tee entweder grünlich produziert werden kann oder bräunlich. Grün ist in diesem Falle die traditionelle Pflückung und Sonnentrocknung mit dünn verteilten Blättern auf Bambusmatten oder Körben. Bei der neuen braunen Methode werden Blatthaufen an der Sonne getrocknet und die hohe Hitze im Blatthaufen lässt die Blätter stärker oxidieren und Wasser verlieren. Den eher braunen Weißen zu produzieren erfordert weniger handwerkliches Geschick und macht es möglich eine höhere Blattmasse herzustellen.

In der großen Weißtee Anbauregion Fuding exisitert der Slogan „One Year Tea, Three Year Medicine, Seven Year Treasure“. Somit könnte man meinen, dass es einfach eine auf langjähriger Erfahrung basierende Weisheit ist, dass sieben Jahre alter weißer Tee der Beste ist. In vielen Gesprächen mit Betreibern chinesischer Online-Teeshops fand Cody heraus, dass ihnen diese Weisheit erst seit ca. 2010 bekannt ist – keine Spur von uralter Teeweisheit.  Verantwortlich für die Regel ist Chen Xinghua, der ehemalige Distriktleiter der KP aus Fuding. Er hatte seit 2007 eine Kommission unter seiner Kontrolle, die die Agrarwirtschaft von Fuding stärken sollte. Da Weißtee aus dieser Region schon bekannt war, baute man diese Präsenz medial stark aus und förderte die Weißtee-Produktion mit staatlichen Krediten. Auf allen großen Teemessen wurde Fuding Weißtee enorm beworben. Die Zahl der Produzenten von Weißtee in Fuding stieg innerhalb von 5 Jahren von 11 auf 400.
Im Jahr 2017 hatte sich schließlich die Fuding Weißtee Industrie international etabliert. Sie verkauften aber nicht nur neue Ernten, sondern gaben den Kunden nun exklusiv die Möglichkeit den bisherigen Geheimtipp „age white tea“ zu probieren. Der sieben Jahre alte Schatz waren also Ernten von 2010/11, die nun jahrelang zur Perfektion gereift worden waren. Mittlerweile verkaufte sich sowohl in China als auch International der braune Weißtee erfolgreicher, da dieser ja alt ist und damit besser als der frische Tee. Teebauern, regionale Händler und Fabrikbesitzer erzählen genau wie die internationalen Händler die Geschichten vom „Treasure“ des alten Weiß-Tees. Sie alle profitieren finanziell von seiner Beliebtheit – denn er ist ja einfach in Masse herzustellen und dann teuer zu verkaufen. Da die Bauern aber auch ihre Staatskredite zurückzahlen müssen und von der Lokalregierung unter Druck gesetzt werden, sind sie vielleicht nur aus Schuldendruck auf die Idee gekommen alten weißen Tee als regionalen Geheimtipp nun international gewinnbringend zu verkaufen.

Zwischenhändler und Online-Shops geben aber das Märchen vom alten Weißtee weiter an die Kunden und keiner nahm seine alten Weißtees aus dem Sortiment als Cody sie auf diese gefälschten Tees hinwies. Cody sprach mit vielen Bekannten auf der World Tea Expo und stellte fest, dass sich niemand „mit Sicherheit“ an „aged white tea“ vor 2010 erinnern konnte. Er versuchte herauszufinden wie man echten gealterten Tee und gefälschten unterscheiden kann. Aber weder Preis, Provenienz noch Geschmack erwiesen sich als zuverlässige Parameter. So oder so stellte Cody fest, dass ihm sein gefälschter Tee zu Hause dennoch schmeckt und das sei doch das Wichtigste?

Die Anfänge des chinesisch-amerikanische Teehandels

Mit der „Empress of China“ erreichte 1784 das erste US-Handelsschiff China. Dort wurde neben Silber auch Papiergeld und Handelskredite, die meist mit Waren bezahlt wurden, als Währung akzeptiert. Überdies lernte „der Westen“ hier das Prinzip von Versicherungen auf Handelsverträge kennen. So wurden auch die Waren der „Empress of China“ über Kredite und nicht mit Silber bezahlt. Als sie im Mai 1785 wieder in NY einlief machte der Tee an Bord etwa 90 Prozent des Warenwertes aus. Neben Fellen war in China besonders der amerikanische Ginseng beliebt.
Da es in den ersten Dekaden ihrer Existenz für die USA schwer war an Kredite zu kommen, zeigten sie sich zuerst dankbarfür die chinesische Hilfe . Ferner freuten sie sich, dass sie durch ihren China-Tee in Europa Zugang zum Kreditmarkt erhielten. Aufgrund des Bargeldmangels um 1800 war es für amerikanische Händler schwer an Dollar zu kommen. Somit waren Kredithandel und Bezahlung per Silber willkommene Alternativen. Dank dem wirtschaftlichen Kreditsystem war es für die US-Händler möglich den Handel und die Bezahlung der Waren zeitlich unabhängig voneinander zu gestalten. Außerdem konnte so das wenige Bargeld für die binnenwirtschaftliche Entwicklung der USA genutzt werden.
Der Kredithandel mit China sah in der Regel so aus, dass man u.a. Tee auf Kredit kaufte und schriftlich versicherte diesen mit 1 Prozent Zinsen im Monat im nächsten Jahr zu bezahlen. Mit den Profiten wurden Ginseng, Felle und Silber in den USA gekauft umso bei der nächsten Schiffsreise die alten Kredite in China zu begleichen. Umgerechnet in heutigen Wert betrugen die Jahreskredite um 1800 rund 10 Milliarden Dollar.
Bezahlten die US-Händler ihre Schulden nicht, verklagten die chinesischen Hong sie vor dem NY Kanzleigericht. Die meisten US-Händler meldeten darauf entweder Insolvenz an oder verklagten die Chinesen wegen angeblich minderwertigen Tee, den sie nicht zum erwarteten Preis verkaufen konnten. In der Regel gaben die US-Gerichte ihren Händler Recht und die chinesischen Kreditgeber gerieten in der Heimat in Zahlungsnot. Alleine der Consequa genannte Händler beklagte 1814 ausstehende Zahlungen in heutiger Höhe von 14 Mrd. Dollar nur aus Philadelphia.
US-Händler nutzten chinesische und europäische Schuldverschreibungen als Zahlungsmittel und tauschten beide untereinander aus. Im US-Handel galten die chinesischen Schuldscheine für US-Händler als genauso gutes Geld wie bare Münzen. Die US-Händler investierten ihre Gewinne in neue Schiffe, gründeten Banken oder intensivierten ihren Sklavenhandel. Andere kauften Textilfabriken oder tausende Hektar Land. Ab und an wurde auch Geld für private Bildungs- und Wohlfahrtseinrichtungen ausgegeben.
Einfallstor für die USA zum europäischen Geldmarkt waren die Niederlande, die dem neuen Staat gerne gegen ihren alten Feind England finanziell zur Seite standen. Darüber hinaus nahmen Niederländer den China-Tee der US-Schiffe ab, um diesen in Europa teils illegal zu verkaufen. Die napoleonischen Kriege hatten den europäischen Import von Tee aus Asien unterbrochen und die USA nutzten diese Chance und transportierten etwa 15.000 t Tee zwischen 1790-1800 nach Europa. Nach dem US-Britischen Krieg von 1812-1815 organisierten sich einzelne Händler zu Gesellschaften und starteten damit erneut in den Chinahandel.
Mehr: Dan Du: Green Gold and Paper Gold: Seeking Independance through the Chinese-American Tea Trade 1784-1815, Wake Forest University, Early American Studies, Winter 2018.

Opiumkriege


Die Opiumkriege (1839–1842 und 1856-1860) gehören zu den drei großen Demütigungen mit denen „der Westen“ andere Völker erniedrigte. Die anderen beiden sind der Sieg Napoleons 1789 über das Mamelukenheer in Ägypten und die Öffnung Japans durch die amerikanische Navy 1854.
Bis zum Ende des 18. Jahrhunderts hatte China seinen Rang als erste Großmacht Asiens behaupten können. Die vergangenen Feldzüge der Kaiser hatten die Finanzen erschöpft. Die wachsende Bevölkerung war nur durch die Ausweitung der Anbauflächen zu ernähren, was zu ökologischem Raubbau führte. Die Folgen waren Überschwemmungskatastrophen und Hungersnöte – gleichzeitig erodierte Korruption die Verwaltung. Dieser trostlosen Realität versuchte man mit Opium zu entfliehen.
Opium (Opos = Saft) war schon in der griechischen Antike als der Saft der Mohnkapsel bekannt, der Kummer und Schmerz betäubt. Opium hat sich der Mohn übrigens zugelegt, um sich gegen Heuschrecken zu verteidigen. Ein Biss in die Kapsel lähmt die Heuschrecke und führt zum Tod. Das Morphium im Opium blockt bei uns Menschen das Senden des Schmerzsignals. Dadurch entsteht ein Gefühl der Euphorie. Vermutlich verbreitete sich Opium mit den Eroberungszügen von Alexander dem Großen nach Asien. Zur Zeit der Opiumkriege wurde es noch geraucht. Oft auch das Destillat Morphium. Selten war es schon als hochwirksames Heroin verbreitet.
Hatte der Opium-Import um 1800 noch 4000 bis 5000 Kisten à 63,5 Kilogramm pro Jahr ausgemacht, war er 1834 auf 40.000 Kisten gestiegen, was 2,5 Mio. Kilogramm reinem Rauschgift entsprach. Für ein Kilogramm Opium braucht man übrigens etwa 20.000 Kapseln. Diese werden auf etwa 3.000 m³ verteilt. Briten mussten so also etwa 750.000 ha Opium Anbaufläche in Indien haben.
Während China zu Beginn des Jahrhunderts noch einen Überschuss an Silber von umgerechnet 26 Millionen Dollar erzielte (durch Export von Tee/Seide/Porzellan), flossen allein zwischen 1826 und 1836 etwa 38 Millionen Silberdollar in die Hände der britischen Drogenhändler. Das fachte die Inflation an und ruinierte den sich rasant verschlechternden Umtauschkurs zu Kupfermünzen. Beamte versuchten ihre Verluste durch Korruption zu kompensieren und den Bauern und Handwerkern bot ausgerechnet die Opiumpfeife die einzige Chance, diesem Kreislauf aus Hunger, Unsicherheit und Not zu entfliehen. Somit wurde Opium immer wirksamer in der Vernichtung der Gesellschaft.
Ursache des ersten Opiumkrieges war der Unwille der Briten für die in China gekauften Waren (Tee/Seide/Porzellan) weiterhin Silber zu zahlen. Man versuchte seit dem Ende des 18. Jahrhunderts Opium gegen Tee zu tauschen. Je mehr sich die Chinesen hiergegen wehrten, desto energischer wurde der britische Wille mit einem Krieg China zu unterwerfen. Der chinesische Kaiser hatte zwar 1815 den Opiumhandel verboten, konnte aber erst 24 Jahre später mit der Vernichtung des Lagerbestandes in Kanton 1839 einen sichtbaren Erfolg erzielen. Englische Händler flüchteten nach der Verbrennung des Opiums ins benachbarte portugiesische Macao. In England stellte man es so dar, dass die englische Bevölkerung des Handelspostens nun dem Tode nahe sein. Da man dies nicht hinnehmen konnte und sich eh seit Jahrzehnten von China gedemütigt fühlte, war es nun an der Zeit diese imaginäre Rechnung den Chinesen heim zu zahlen.
Die Royal Navy konnte in neun Minuten die gesamte chinesische Marine vernichten, da viele Matrosen opiumsüchtig waren. Ferner schrieb ein deutscher Augenzeuge: „Es war ein ungleicher Krieg, in dem die Chinesen mit hölzernen Sampans gegen gepanzerte Kanonenboote kämpften, mit Lanzen und Schwertern gegen moderne Artillerie, mit Bauernmilizen gegen Berufssoldaten“. Nach drei Jahren diverser Scharmützel entlang des Perlflusses willigte China in einen Friedensvertrag ein. Als künftige Basis für den Handel wurde im August 1840 die Insel Hongkong in der Mündung des Perlflusses besetzt, was am 20. Januar 1841 durch einen Vertrag mit dem regionalen Gouverneur sanktioniert wurde. Am 29. August 1842 wurde vor Nanking einen Vertrag unterzeichnet, der britischen Kaufleuten freien Zugang zu chinesischen Häfen eröffnete, die Abtretung Hongkongs bestätigte und 21 Millionen Dollar von China an Reparationsleistungen forderte.
14 Jahre später erklärten die Briten China erneut den Krieg. Der Anlass: Chinesische Beamte hatten ein unter britischer Flagge fahrendes Schiff aufgebracht, das illegal Opium transportierte, und die Besatzung verhaftet. Mit französischer Hilfe waren die chinesischen Truppen innerhalb von zwei Jahren besiegt. Der neue Friedensvertrag, dem auch Russland und die USA beitraten, erweiterte den Zugang ausländischer Handelsunternehmen nach China. Als sich Kaiser Xianfeng jedoch weigerte, ausländische Botschaften in Peking zuzulassen, wurden die kriegerischen Handlungen wieder aufgenommen.
Der sofortige Sturz des Kaiserreiches konnte nur verhindert werden, da russische Artilleristen mit vermutlich preußischen Kanonen die englische Flotte so stark beschädigten, dass die Briten sich zurückziehen mussten. Dennoch gelang es den Briten und Franzosen den Sommerpalast zu zerstören und damit die größte und wertvollste Sammlung von Schriften die die Menschheit je gesammelt hatte. Hiermit wurde das historische Gedächtnis Chinas ausgelöscht. 300 Wagenladungen voller Juwelen, Seide, Gemälde und Skulpturen, Teppiche, Leuchter und Möbel wurden fortgeschafft. Zur Kriegsbeute gehörten auch fünf kleine Pekinesen, die als Urahnen der europäischen Rassehunde gelten.
Unter Mao wurde jeder, der mit Opium angetroffen wurde sofort erschossen. Dies endete die Herrschaft des Opiums über China. Konservative Schätzungen gehen von 50 Mio. Toten aus – nicht eingerechnet die 25 Mio. Opfer des Taipings-Aufstandes oder die 3 Mio. der japanischen Herrschaft. Ein Nebeneffekt des Opiumhandels war, dass im indischen Anbaugebiet zu wenig Ackerfläche für Nahrung übrig blieb. Insgesamt starben etwa 30 Mio. Inder an Hunger während der EIC-Herrschaft.
Karl Marx resümierte zu den Opiumkriegen: Sklavenhandel hat wenigstens noch ein Interesse den Menschen als lebendige Ware zu erhalten. Beim Opium geht es darum Menschen zu vernichten.

China – Die Geburtsstätte aller Tees und Teekulturen

Einer Sage nach wurde Tee vor 5.000 Jahren vom chinesischen Kaiser Shen Nung entdeckt. Ihm fielen ein paar Blätter in seine Trinkschale und das heiße Wasser wandelte sich zu köstlichem Tee. Eine andere Legende besagt, dass ein Buddha bei der Meditation einschlief und er aus Wut seine Augenlider abriss. An dieser Stelle wuchs der allererste Teestrauch und das Getränk hieraus verhinderte, dass er erneut einschlief. Viel wahrscheinlicher ist es jedoch, dass einige Ethnien in Süd-Ost Asien vor tausenden Jahren begannen die Blätter des Teestrauchs (Camellia sinensis) für die Nahrungszubereitung zu benutzen oder pur zu essen. Sie lernten voneinander wie man die Teepflanze anbaut und ihre Blätter verwendet. Aber dass so wichtige Personen wie ein Buddha und ein Kaiser als Entdecker des Tees gelten, verdeutlicht wie hoch angesehen Tee dort schon immer war.
Etwa um unsere Zeitwende kam man auf die Idee, die Blätter zu Pulver zu verkleinern und eine Art Teebrei zu trinken. Dies ist vergleichbar mit Matcha. Erst vor wenigen hundert Jahren setzte es sich durch, dass man die getrockneten Blätter mit heißem Wasser aufgoss – so wie wir es heute noch mögen. Da dieser Teeaufguss nicht immer gut schmeckte, war es üblich, das Teewasser mit wohlduftenden Pflanzen wie Jasmin zu aromatisieren. Mit den Jahren entwickelte sich in China hierbei eine starke regionale Spezialisierung. Mönche waren in ihren Klostergärten über die Jahrtausende sehr experimentierfreudig beim Teeanbau. Viele Sorten und Wissen über Tee haben wir ihren Studien zu verdanken. 
Heute werden die besten Qualitäten in China für den nationalen Gebrauch reserviert. Chinesen exportieren nur etwa 15 Prozent ihres Tees. Von den rund 2,5 Millionen Tonnen chinesischem Tee erreichen uns in Deutschland nur 13.000 Tonnen. China hat sich damit auch im Bereich Tee von den vernichtenden Folgen der Kulturrevolution (1966-1976) erholt und ist heute wieder das facettenreichste Teeland der Welt. 
Die chinesische Teezeremonie wird heutzutage als Gong Fu Cha – also Teezubereitung mit besonderer Sorgfalt – bezeichnet. Weder war dies früher in China verbreitet, noch ist es eine Zeremonie. In den letzten 30 Jahren entwickelte man in China aus eigenen, japanischen und taiwanesischen Vorbildern eine Art Teekunst, die man im Ausland gut vermarkten konnte und das gesamte Staatsvolk mit einer einheitlichen kulturellen Identität ausstattete.

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