Indien ist heute hinter China der zweitgrößte Teeproduzent. Rund 80 Prozent der jährlichen Produktion wird vor Ort konsumiert. Die Anfänge der indischen Teeindustrie liegen aber in der britischen Kolonialzeit. Nachdem die East India Company 1833 ihr Handelsmonopol mit China verloren hatte, begann sie Tee in Indien anzubauen. Entdeckt wurden Teepflanzen in Nordindien bereits zehn Jahre zuvor, aber da man den China-Handel noch kontrollierte, war eine eigene Produktion weder erwünscht noch nötig. In England ermöglichte die Teesteuer große Ausgaben des Kolonialstaates. Würde China keinen Tee mehr liefern, wären die Finanzen in Gefahr gewesen. Besonders die Entwicklung in Assam, von der ersten Entdeckung der Teepflanze über die Hindernisse auf dem Weg zu einer Teeindustrie, wurde tagesaktuell verfolgt. Bereits 1839 orakelten einige Zeitungen, dass Assam-Tee das gesamte britische Empire verändern wird. Der Traum, Assam in einen großen Teegarten zu verwandeln, sollte Wirklichkeit werden. Für Indien war es ein Albtraum.
Die Singpho, die dominierende Ethnie in Assam, wehrte sich vergeblich gegen die englische Okkupation. Ihnen wurde der Lebensraum geraubt, vermessen und einheitlich in Plantagenland aufgeteilt. Auch das benachbarte Burma (heute: Myanmar) wurde in drei Kriegen von Engländern unterworfen. Um die Teegärten anzulegen wurden aus anderen Regionen der Kolonie bis 1949 knapp drei Millionen Menschen nach Assam verfrachtet. Unzählige Zwangsarbeiter starben an den grausamen Bedingungen vor Ort. Da sie sich in Herkunft, Ethnie und Religion von den Singpho unterschieden gab und gibt es bis heute Konflikte in Assam. In den ersten Jahren wurde ihre Arbeit von entführten chinesischen Teebauern angeleitet, da in Britisch-Indien das Wissen über Teeanbau nicht existierte.
Zur Kontrolle der Arbeiterschaft setzte sich die gleiche Organisation wie bei den karibischen Sklavenplantagen durch. Überdies wurden kooperierenden Ethnien Vorteile versprochen, diese aber nie eingelöst. Der anfangs existierende eigene landwirtschaftliche Anbau der Arbeiterschaft zur Selbstversorgung wurde eingeschränkt, um mehr Land unter Tee zu stellen – Hungersnöte waren die Folge. Streiks für bessere Versorgung, Löhne oder gar Infrastruktur wurden regelmäßig blutig niedergeschlagen.
Erst nach der Unabhängigkeit 1949 konnte Indien selbst seine Teeindustrie aktiver gestalten und tat dies mal in Kooperation, mal in Konkurrenz mit anderen ehemaligen britischen Anbaugebieten wie Sri Lanka. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurden durch moderne Dünger und Pflanzenschutzmittel die Erträge der Teegarten vervierfacht.