Malawi – Afrikas erstes Teeland

Christliche Missionare entdeckten das heutige Malawi in den 1850er Jahren und empfahlen eine landwirtschaftliche Kolonisierung durch Europa. Hier erprobte ab 1878 der schottische Missionar John Duncan den Anbau von Kaffee, Wein, Tabak und Tee. Damit war Malawi das erste afrikanische Gebiet für Teeanbau. Nachdem auf Sri Lanka ein Pilz die Kaffeemonokultur zerstörte, siedelten dutzende Pflanzer hierhin. Als sie mit Tabak, Kaffee und Tee immer mehr Profit für England erwirtschafteten, entriss man den indigenen Ethnien ihr Land und erklärte es 1891 zum britischen Protektorat Nyasaland. Da Agrarland nun günstig gekauft werden konnte, migrierten tausende Briten in diese fruchtbare Region. Die Indigenen wurden in die Minen des südlichen Afrikas als Zwangsarbeiter verschleppt.
Um 1900 produzierte das Land etwa 1.000 t Kaffee. Insekten, Pilze und das aufstrebende Brasilien disruptierten die Industrie jedoch, sodass Teeanbau mehr Profit versprach. Durch den Ausbau von Straßen und Infrastruktur konnten kurz nach dem Ersten Weltkrieg neue Teegärten öffnen und 1920 wurden 900 t Tee nach London exportiert. In den 1930er Jahren fiel der Tabakpreis, sodass auch aus dieser Branche einige Plantagen zu Tee wechselten. Ein plötzlicher Preiseinbruch 1952 vernichtete die Existenz vieler kolonialer Kleinbauern und große englische Firmen kauften die Ländereien auf. Zum Zeitpunkt der Dekolonisierung 1964 waren rund 20.000 ha mit einem Ertrag von 30.000 t unter Tee.
Malawi, gebeutelt von den Bürgerkriegen der Nachbarstaaten und der Klimakatastrophe, gehört heute zu den ärmsten Länder weltweit. Mit einer Jahresproduktion von etwa 50.000 t ist es hinter Kenia der zweitgrößte Teeproduzent Afrikas. Da es der Industrie gelungen ist starke Gewerkschaften zu unterdrücken, herrscht vor Ort ein niedriges Lohnniveau. Von den 21 Teefabriken gehören 16 englischen Firmen. Rund 90 Prozent der Produktion findet in den großen Plantagen mit ca. 50.000 Arbeitern statt. Die 15.000 Kleinbauern wirtschaften auf kleinen Feldern mit schlechteren Böden. Die Tee-Industrie ist hinter der Tabakwirtschaft der zweitgrößte Arbeitgeber und Devisenbeschaffer Malawis. Die zukünftigen Herausforderungen liegen in der gerechten Bezahlung der Arbeiter, den Unregelmäßigkeiten des Klimas und dem Alter der Teepflanzen. Diesen versucht man durch neue Maschinen, Kultivare, Bewässerungssysteme, Wiederaufforstung,  Diversifikation der Produktion und besserer Bezahlung sowie Fortbildung der Kleinbauern zu begegnen.

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