Tee erreichte uns in Ostfriesland über die Niederlande. Sie waren im 17. Jahrhundert die mächtigste Seefahrernation der Welt. Mit ihrer „Vereinigten Ostindischen Handelskompanie“ dominierten Niederländer um 1600 den Handel in Asien und den Import asiatischer Luxuswaren wie Gewürze, Seide und Tee nach Europa. Nachdem wir durch unsere niederländischen Nachbarn Tee kennenlernten, versorgten uns besonders im 19. Jahrhundert die Briten mit Tee. Bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts tranken wir vor allem grüne Tees aus China. Erst mit dem Anbau von Tee in Indien durch die Briten gab es schwarzen Tee. Hiermit ersetzen Briten die chinesischen Tees in Ostfriesland und wir wurden zu einem Land von Schwarztee-Trinkern.
Der Teegenuss ist auch noch im 21. Jahrhundert wichtiger Bestandteil des täglichen Lebens und wird während der sogenannten Teetied zelebriert. Getrunken wird eine kräftige Mischung bestehend aus mehreren Schwarzteesorten, mit kupferroter Farbe und herb-aromatischem Geschmack – der berühmte Ostfriesentee. Früher konnte man durch die dunkle Tassenfarbe die Wertschätzung, die einem als Gast entgegengebracht wurde, ablesen. Je kräftiger der Tee war, desto mehr Blattmasse wurde von der Hausfrau verwendet. Tee war ein absolutes Luxusgut und eine starke Tasse Tee konnte schon die Haushaltskasse belasten. Mit dem Aufkommen der „britischen“ Schwarztees aus Indien war es dann wesentlich günstiger eine dunkle Farbe in die Teetasse zu zaubern. Dieser sogenannte Besuchstee hat sich bis heute gehalten.
Mit dem viktorianischen Zeitalter etablierte sich das gemeinsame Trinken einer Tasse Tee zu Hause. Zuvor war es nur Männern vorbehalten in einem Kaffeehaus bei der Zeitungslektüre ein Heißgetränk wie Tee zu genießen. Bevor man Tee am heimischen Tisch trank, war es beliebt, sich in öffentlichen Gärten zu treffen oder einen Tanztee zu veranstalten.
Zu einer echten ostfriesischen Teezeremonie gehört neben der wohltuenden Ostfriesenmischung auch die richtige Zubereitung. Der Tee wird nicht gerührt, sondern in drei Schichten aus Sahne („Wulkje“), Tee und Kandiszucker („Kluntje“) getrunken. Wird der Teelöffel in die Tasse gelegt, weiß der Gastgeber, dass kein weiterer Tee gewünscht ist. Das gemeinsame Trinken einer Tasse Tee ist bis heute gelebtes Kulturgut und Ausdruck ostfriesischer Gastfreundschaft. Seit 2016 ist die Ostfriesische Teekultur ein von der UNESCO anerkanntes immaterielles Kulturerbe.