Der Vorläufer des modernen Tea-Tastings war in China jahrhundertelang wohlhabenden Genussmenschen vorbehalten. Man traf sich in der Natur um die Teesorten der Region zu probieren und philosophierte über Literatur und Kunst. Die besten Sorten wurden bei kleinen Wettbewerben ausgezeichnet.
In Europa entwickelten sich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in London die ersten Tea-Taster. Mittlerweile konnten es sich mehr Briten leisten Tee zu trinken und die Kunden verlangten nach gleichbleibendem Geschmack und guter Qualität. Somit testeten erfahrene Mitarbeiter der Teefirmen in London die neu eingetroffenen Ernten und begannen mit ausgewählten Teesorten Mischungen gleichbleibender Qualität zu erstellen.
Heute werden bei Teefirmen pro Jahr zehntausende Teesorten verkostet. Abhängig von dem Ursprungsland, dem Anbaugebiet, dem Teegarten, dem Erntezeitpunkt und der Verarbeitung verändern sich Geschmack, Geruch und Farbe des Aufgusses. Erfolgreiches Tea Tasting ist eine Sache der Erfahrung. Die Voraussetzung für den Beruf ist neben einer kaufmännischen Ausbildung Geduld, Liebe zum Produkt und Weltoffenheit. Hilfreich ist der Verzicht auf scharfe Gewürze, Rauchen, harte Alkoholika oder auch Kaffee.
Weltweit hat sich ein standardisierter Ablauf etabliert: 2,86 Gramm Tee werden erst mit frisch aufgekochtem Wasser fünf Minuten im Tea Taster Pot ziehen gelassen. Anschließend in den Tea Taster Cup gefüllt und mit einem Löffel probiert. Nach diesem Schlürfen wird der Tee in ein Spittoon gespuckt und der nächste Tee getestet.
Ablauf eines Tea-Tastings: Zuerst werden auf einem langen Tisch bei natürlichem Licht verschiedene Teemuster gleicher Blattgröße und Anbaugebiete aufgereiht. Mit einer Handwaage wiegt man von den einzelnen Tee-Mustern genau 2,86 Gramm ab und füllt diese jeweils in einen Porzellanbecher mit Deckel (Tea Taster‘s pott). Das genaue Gewicht entspricht der zeitgenössischen englischen 6 Pence Münze. Den abgewogenen Tee brüht man mit aufgekochtem Wasser auf und lässt ihn genau fünf Minuten ziehen. Die zubereiteten Aufgüsse gießt man jeweils in eine Porzellanschale (Tea Taster‘s cup). Die aufgebrühten Teeblätter (Infusion) werden auf Farbe und Beschaffenheit begutachtet und auf Geruch getestet.
Der Tea Taster geht nun mit einem Löffel von Probe zu Probe. Er schlürft, schmeckt und spuckt den Tee in einen Behälter (Spittoon). Das Schlürfen ist von großer Bedeutung, denn der dabei eingesogene Sauerstoff sorgt für eine höhere Geschmacksempfindlichkeit und verteilt den Tee weiträumig im Mund.