Ostindienhandel – großer Profit und viele Verlierer

Nachdem Osmanen 1453 das oströmische Reich besiegt hatten, blockierten sie den Asienhandel der christlichen Europäer auf der Seidenstraße. Portugal, die zum damaligen Zeitpunkt größte europäische Seemacht, startete in ein Zeitalter der Entdeckungen. Es gründete ein globales Kolonialreich und importierte exotische Gewürze nach Europa. Im 17. Jahrhundert wurde der Ostindienhandel durch Stoffe wie Seide und dem stetig wachsenden europäischen Teedurst geprägt. Mittlerweile hatten aber Niederländer die internationalen Wasserwege und einige portugiesische Besitzungen erobert. So kam 1610 das erste Mal Tee als Handelsware auf niederländischen Schiffen nach Europa.
Das benachbarte Ostfriesland wurde vor allem über Geschichten des sagenhaften Reichtums Asiens in diese rasante Entwicklung hineingerissen und hunderte junge Ostfriesen gingen nach Amsterdam, um auf einem Ostindienfahrer anzuheuern. Dass die Reise und der Aufenthalt in Süd-Ostasien oft tödlich endete war vielen nicht bewusst. Das Leben an Bord wurde durch das Wetter (von eiskalten Stürmen bis sengender windstiller Hitze), harter Arbeit, wenig Platz, Mangel an Nahrung und Hygiene bestimmt. Von den knapp eine Million Europäern, die auf den holländischen Schiffen nach Asien fuhren, sahen nur etwa 30 Prozent ihre Heimat wieder.
Der größte Feind der Seeleute war Vitaminmangel. Es war damals noch nicht bekannt, dass Obst und Gemüse lebenswichtig sind. Jedes Schiff wurde mit lebendigem Vieh auf die Reise geschickt, damit wochenlang frisches Fleisch zur Verfügung stand. Aber deren Fäkalien waren Keimzellen für viele Krankheiten. Der Zusammenhang von Sauberkeit und ansteckenden Infektionen war ebenfalls noch nicht bekannt. Überdies waren die Frischwasserfässer oft von Fliegen und deren Eiern verunreinigt – ganz abgesehen von den Tropenkrankheiten die durch ihre Stiche übertragen wurden. Schon im antiken Rom wusste man, dass Fliegen besonders in schlechter Luft (mal aria) uns Menschen schaden.
An Land fand man Tiere und Pflanzen die noch nicht erforscht waren und aß nach bestem Gewissen oft etwas, das sich später als giftig herausstellte. Selbst wenn man all dies überlebte, konnte man durch Scharmützel mit lokalen ethnischen Gruppen, Piratenübergriffe, einen schlechten Verlierer beim Würfelspiel an Bord oder einen Neider, der es auf die angeblichen Schätze in der persönlichen Seemannstruhe abgesehen hatte, sterben.

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