Tee und die USA

In Nord-Amerika war Tee beliebt, da Holländer und Briten zu den ersten Kolonialherren gehörten. In Niuw Amsterdam (NY) gab es sogar schon eher Tee als in England. Neben den klassischen dunklen Tees, waren hier aber auch chinesische Grüntees beliebt. Nachdem sich die verfeindeten Engländer und Franzosen in Nord-Amerika immer näher gekommen waren, brach 1754 der „Französisch und Indianer Krieg“ aus. Briten gewannen ihn und waren der Ansicht, dass die Kolonisten das bezahlen sollten. Sie setzten verschiedene Steuern ein, von denen die Teesteuer großes Aufsehen erregte. De facto wurde aber schon vor der Steuer der meiste Tee gen Amerika geschmuggelt. Man verband teilweise „Tee“ mit „England“ und damit war Tee zum Feind geworden. Ende der 1760er/Anfang der 1770er hatte man sich oberflächlich gesehen wieder beruhigt. Aber die Idee zur Loslösung vom Mutterland verbreitete sich weiter.
1772 hatte die EIC hohe Schulden und wurde aufgrund der Teesteuer in England ihren Tee nicht los. Sie hatte rund 300 Tonnen auf Lager. Das englische Parlament erlaubte es nun der EIC erstmals ihren Tee in Amerika zu verkaufen und so machten sich die Schiffe auf den Weg über den Atlantik. Dort war die Ankunft dieser Schiffe ein Symbol für die dauerhafte (Steuer)-Abhängigkeit vom Mutterland. Viel wichtiger war aber für die politisch einflussreichen – da vermögenden – amerikanischen Teehändler und Schmuggler, dass sie kein Geld verdienen würden, wenn nun die EIC den Kontinent mit dem zwar besteuertem aber dennoch Billig-Tee flutet.
Am 16. Dezember 1773 sollten die Zollbeamten die drei Teeschiffe im Hafen von Boston prüfen. Aber sie wurden an ihrer Arbeit gehindert und ein Mob zerstörte rund 45 t Tee. Daraufhin sperrten die Engländer den Hafen von Boston, woraufhin ein Kontinental-Kongress den Import von britischen Waren verbot. Nun wollten englische Soldaten die Häfen wieder öffnen für ihre Waren, aber die Kolonisten stellten sich ihnen (mit französischer Hilfe) entgegen. Der Unabhängigkeitskrieg dauerte bis 1783.  Aber nach der Unabhängigkeit gewann Tee wieder an Beliebtheit zurück. Einer der größten Finanziers des Unabhängigkeit-Krieges war der Teehändler Robert Morris. Er schickte 1784 das erste US-Schiff nach Kanton zum Handel. Pelze und Ginseng wurden verkauft – Tee eingekauft. Ginseng haben die Indianer übrigens durch die Asiaten kennengelernt mit denen sie vor rund 15.000 Jahren die Barentssee überquert hatten. 1785 kamen zwei Schiffe mit rund 400 t Tee in NY an. 1789 gab es dann auch von der US-Regierung eine Teesteuer. Besonders im Süden erfreuten sich gekühlte Tee-Mixgetränke großer Beliebtheit. Ab 1854 mischten die japanischen Grüntees den US-Tee Markt auf und sind immer noch beliebt.
Das erste Eis-Teerezept war 1879 im Kochbuch „Housekeeping in Old Virginia“ zu lesen. Zutaten waren Grüntee, Eis, Zucker und Limone. Weltbekannt wurde diese Art des Teetrinkens 1904 durch die Weltausstellung in St. Louis. Es war dort so heiß, dass jeglicher heiße Teegenuss undenkbar war und alle Teehändler ihren Tee eisgekühlt servierten.
Die USA sind heute der drittgrößte Importeur von Tee (140.000 Tonnen) aus Asien und das einzige „westliche“ Land, dass Tee importiert und selbst herstellt – auf der Charleston Tea Plantation in South Carolina. Rund 45 Prozent des Teeverbrauchs heute in den USA sind die „Ready 2 Drink“ Angebote. Mittlerweile sind bei den heißen Tees besonders Mix-Chais modern. Insgesamt hat die Teeindustrie in den USA einen Umsatz von rund 12 Mrd. Dollar 2017 gemacht und jeder zweite Amerikaner gab an, mehrmals in der Woche Tee zu trinken. Rund 86 Prozent der Tees sind „Schwarze“ die dann zu Hause auch kalt serviert werden.
Die klimatischen Veränderungen sorgen dafür dass in den USA immer mehr Bundesstaaten für den Camellia sinensis Anbau geeignet sind. Da in den traditionellen Produktionsländer immer mehr Probleme auftauchen: Steigerung der Löhne, Wegfall vom Heer der Billigarbeiter, Wetterkatastrophen, Bodenerosion und Logistikkosten wird es vielleicht in wenigen Jahren schon wirtschaftlich sein, dass die USA selbst Tee anbauen – und das nicht nur auf wenigen kleinen Farmen. Die hohen Arbeitskosten in USA könnten durch modernste Pflückmaschinen wie die japanischen Roboter ausgeglichen werden.

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