Teelöffel – Das Bling Bling der Aristokratie

Schon in der Altsteinzeit vor zwei Millionen Jahren wurden Löffel vom Homo erectus benutzt. In der Regel sind sie der Form einer wasserschöpfenden Hand nachempfunden und dienten neben der Aufnahme von Flüssigkeit und Nahrung auch dem zerteilen dergleichen. Unser Wort Löffel leitet sich vom indogermanischen labh ab, was für „schlürfend, schnalzend, schmatzend lecken“ stand. Das englische „spoon“ stammt vom germanischen spon ab, was „aus Holz“ bedeutet.
Silber war noch in der griechischen und römischen Antike ein schwer zu bearbeitender Rohstoff und durch den Besitz eines möglichst filigranen Löffels konnte man seinen Reichtum zur Schau stellen. Da reiche Römer ihren neugeborenen Verwandten gerne einen Löffel schenkten und noch heute das Sprichwort „mit einem Silberlöffel im Mund geboren sein“ existiert, ist dies ein Indiz für die lange Geschichte von Löffeln als Statussymbol. Überdies ist Silber von Natur aus anti-mikrobiell was ihren wohlhabenden Besitzern einen Hygienevorteil gab. Löffel waren über weite Teile der kulturellen Ernährungsgeschichte ein individuell angefertigtes Objekt. Dieser hochpersönliche Gegenstand, den man mit zu den Mahlzeiten nahm, gab man sprichwörtlich nur beim Tod ab. Löffel erhielten besonders durch die apostolischen Sets – sie stellten je einen Apostel und Jesus dar – im 16. Jh. ein positives kulturelles Image. Sie entwickelten sich zu beliebten Taufgeschenken und einem festen Bestandteil der bürgerlichen Mitgift.
Nachweislich wurde in der Zeitung „London Gazette“ 1686 das erste Mal das Wort Teelöffel in England erwähnt. Der Konsum dieses sehr exklusiven Getränks musste mit einem kleinen Messinstrument realisiert werden. Je günstiger der Tee wurde, desto größer konnten die Tassen und Löffel werden. Im viktorianischen Zeitalter erhielt der Löffel bald eine feste Rolle beim Teeritual: Man legte ihn auf die Tasse als Zeichen des Endes der Teestunde.
Der Diebstahl von Löffeln war über die Jahrhunderte in Zeitungen allgegenwärtig. Tausende Artikel und Anzeigen beschäftigen sich vom 17. Jh. bis zum Ersten Weltkrieg mit Löffeldieben und den drakonischen Strafen die ihnen wiederfuhren. In den 1920er Jahren waren Teelöffel sogar in den USA als Reisesouvenir beliebt. Berühmte Personen, Ereignisse oder Orte wurden auf einem Löffel dargestellt und von Millionen gekauft. Mit der Zeit entwickelte sich aus Preis und Geschmack das heutige Maß des Teelöffels. Während bei uns ein Teelöffel zwischen 2,5 bis 7,3 ml groß sein kann wird er in den USA mit genau 4,92892159375 ml definiert.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

WordPress Cookie Plugin von Real Cookie Banner