Wilhelm III.

Wilhelm III. wurde als Inbegriff politischer und militärischer Genialität charakterisiert. Er regierte in den Niederlanden und England, auf dessen Thron ihn das Parlament 1689 berief. Der Oranier wurde zur Hauptfigur der Glorious Revolution von 1688/89, in der sich England endgültig vom Absolutismus verabschiedete und den Weg zur parlamentarischen Monarchie eröffnete. Als Statthalter der Niederlande führte er zudem den Kampf gegen Ludwig XIV. von Frankreich an. Unter ihm schrieben die Niederlande Weltgeschichte und prägten die Kultur des Abendlandes nachhaltig. Aber auf die Dauer mussten sie sich ihrem übermächtigen Nachbarn England, dem zweiten Königtum von Wilhelm, geschlagen geben.
Die Dynastie der Oranier leitet sich von dem kleinen Fürstentum Orange in der Provence ab. Die Niederlande, wozu damals auch das heutige Belgien gehörte, waren damals neben Böhmen die bevölkerungsreichste und fortschrittlichste Region Europas. Städte wie Amsterdam, Brügge, Gent oder Antwerpen waren Zentren der Wollmanufaktur und des Handels, die ein wohlhabendes Bürgertum entstehen ließen. Ihr Selbstbewusstsein und Streben nach Selbstständigkeit zielte auch mit ihrem Protestantismus gegen die Ansprüche der katholischen Habsburger.
Als mit dem protestantischen Bildersturm von 1566 der achtzigjährige Freiheitskampf der nördlichen Provinzen gegen Spanien begann, stellte sich Wilhelm I. auf ihre Seite. Als sie sich nach langen, blutigen Kämpfen 1581 zur Republik erklärten, wurde Wilhelm I. zum Statthalter gewählt. Kurz darauf wurde er ermordet. Als „Vater des Vaterlandes“ (und einer kaum überschaubaren Kinderschar mit vier Ehefrauen) ist er in die niederländische Geschichte eingegangen. Auch Wilhelms Sohn Moritz spielte im Befreiungskampf gegen das spanische Weltreich eine zentrale Rolle. Von 1590 an schuf er mit der Oranischen Heeresreform die militärischen Grundlagen für den späteren Sieg der Niederlande. Die finanziellen Mittel dazu stammten aus der städtisch geprägten Wirtschaft, in der Gewerbe und Dienstleistungen dominierten und die mit Besitzungen in der Karibik und Ostindien globalen Handel trieb.
Auf dieser Grundlage konnte die Republik der Sieben Vereinigten Provinzen der Niederlande schließlich im Westfälischen Frieden von 1648 ihre Unabhängigkeit erlangen. Der katholische Süden (Belgien) blieb habsburgisch. Der intellektuelle Esprit des Befreiungskampfes und die märchenhaften Reichtümer, die über die größte Handelsflotte der Welt ins Land strömten, begründeten nun das Goldene Zeitalter der Niederlande.
Die wichtigste Aufgabe des Statthalters war der Schutz der „wahren Religion“, also des reformierten Protestantismus, und des Oberbefehls im Kriege. Ihn zu führen, wurde denn auch die Aufgabe für Wilhelm III. Während England in mehreren Seekriegen die maritime Dominanz der Niederlande attackierte, griff Ludwig XIV. zu Lande an. Wie einst gegen die Spanier öffneten die Niederländer in ihrer Not die Deiche, um den Vormarsch der Franzosen zu stoppen.
1677 hatte Wilhelm die englische Königstochter Maria geheiratet. Als ihr Vater Jakob II. seine Rekatholisierungspolitik in England intensivierte, rief die englische Opposition den Oranier zur Hilfe. Im November 1688 landete Wilhelm auf der Insel, besiegte Jakob und wurde im Januar 1689 durch das Parlament zum König ernannt.
Bis zu seinem frühen Tod 1702 wurde Wilhelm III. (und damit England und die Niederlande) zum Zentrum des Widerstands gegen das Hegemoniestreben Ludwigs XIV. Niemand konnte nach ihm den schleichenden Niedergang der Niederlande aufhalten, deren Seemacht schließlich von England vernichtet wurde, bevor die Heere der Französischen Revolution sie überrannten.

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