Teeclipper – Die fliegenden Engländer

Nachdem die englische Ostindien-Kompanie ihr Monopol für den Handel mit Indien und China verloren hatte, wurden ihre großen, schweren und deswegen langsamen Schiffe obsolet. Es zählte nun die Frische der Produkte und hierfür waren schnelle Boote von Nöten. Teeclipper, clip wurde vor dem Aufkommen von Flugzeugen mit fliegen übersetzt, wurden zwar durch Englands Teehandel berühmt, waren aber ursprünglich US-Schiffe. Ironischerweise wurden sie von den USA ab 1812 für den Krieg gegen England in Baltimore gebaut. Nach Kriegsende bauten die USA ihre Handelsflotte aus und schockten die von sich überzeugten Engländer mit ihrer Innovationskraft im Welthandel. Gegen die Geschwindigkeit der US-Schiffe waren die britischen Reeder machtlos und verloren ihre Logistikaufträge. Die Clipper schafften gut 350 Seemeilen an einem Tag und überrundeten fast englische Schiffe auf Handelsreisen.
1839 bauten Briten das erste Mal mit der „Scottish Maid“ einen Clipper nach. Erst 1859 gelang mit der „Falcon“ in England der erste innovative Neubau dieser Zwei-Mast-Schoner. Sie zeichneten sich durch einen scharfen Bug, ein schräges Heck und die etwas nach hinten geneigte Masten aus. Insgesamt wurden in Britannien rund 30 Clipper gebaut. Sie gehörten zu den schnellsten Schiffen der Welt und ihre Besatzungen lieferten sich Wettrennen von Asien nach London. Namen wie „Ariel“, „Black Adder“, „Cutty Sark“, „Sir Lancelot“, „Taeping“ und „Thermopylae“ waren die Stars der Zeit. Zu Hause in England verfolgten Volksmassen, durch die Telegrafie informiert, wo sich die Schiffe befanden und wetteten auf das Schiff, was wohl Erstes in die Themse einlaufen würde. In zeitgenössischen Zeitungen wurde das Wettfieber und die Hochspannung unter der man stand für alle Zeiten festgehalten.  Der erste Tee der Saison konnte zu Premiumpreisen versteigert werden. Seine Frische hatte Zeit zu einem Geldfaktor gemacht und erklärt warum der „First Flush“ aus Darjeeling in Europa noch heute beliebter ist als die anderen Ernten dieser Provenienz. Die Rennen und das goldene Zeitalter der Teeclipper endeten nach der Öffnung des Suezkanals 1869 und dem Einsatz von Dampfschiffen. Helden des britischen Empire degradierte der Fortschritt schlagartig zu normalen Seeleuten für andere Schiffe. Die meisten Clipper wurden einfach zerstört, wenige konnten als Transportschiffe für Migranten nach Australien oder einfache Frachtsegler weiterfahren. Heute dient nur noch die „Cutty Sark“ als Museum und Zeitzeuge.

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